Weinland Frankreich

Am 4. Juli 2020 · von Weinfreunde

Wein aus Frankreich hat bis heute einen gewissen Sonderstatus inne. Mehr als bei anderen Ländern bringt man mit der Grande Nation eben auch großartige Weine in Verbindung. Aus Frankreich kommen die weltbekannten Namen, die selbst jene kennen, die mit Wein wenig am Hut haben.

Nach wie vor sind es die beiden Regionen Burgund und Bordeaux, die als Hochkultur des Weinbaus nahezu angebetet werden. Bei allem Weltruhm wäre es jedoch mehr als kurzsichtig, das Weinland Frankreich auf die renommierten Top-Appellationen zu beschränken. Da ist soviel mehr, was die insgesamt rund 400 herkunftsgeschützten Anbaugebiete vorweisen können. Sie alle vorzustellen, wäre eine mehr als abendfüllende Veranstaltung. Einige der bekanntesten Anbaugebiete haben wir jedoch ausführlicher im Magazin porträtiert. Natürlich finden sich die beiden Stars darunter, Bordeaux und Burgund. Doch ebenso haben wir die wichtigsten Weininfos über die Doppelregion Languedoc-Roussillon, die südliche Rhône wie auch die nördliche Rhône, über das Beaujolais und die Provence zusammengetragen.

Weinberge in der Provence

Weinberge in der Provence

Frankreich: eine Klassifikation für sich

Doch noch einmal zu der Frage zurück, warum französische Weine diesen weltweiten Ruf haben, warum man sie als Inbegriff höchster Weinqualität handelt. Und das gleich im doppelten Wortsinn, denn es sind bis heute französische Spitzenweine, die für absurd hohe Preise den Besitzer wechseln. Liegt es vielleicht daran, dass die Franzosen am besten die Wertigkeit ihrer Weine taxieren, beschreiben und vermarkten können? Zumindest die Indizienlage ist eindeutig.

Man denke nur an die legendäre Klassifikation der Bordeaux-Weingüter aus dem Jahr 1855, die bis auf eine einzige Ausnahme noch heute ihre Gültigkeit hat. Ebenso wirkungsmächtig die bis in die Mikrolage runtergebrochene Herausstellung der Grand Cru im Burgund, die zum Beispiel maßgeblich den Verband deutscher Prädikatsweingüter (VDP) bei seiner Klassifizierung beeinflusst hat. Dabei sind es eigentlich die unbekannteren, anderen Anbaugebiete, die letztlich ein System ins Leben rufen, das bis heute unsere europäische Weinwahrnehmung prägt. Et voilá: Die Appellation d’Origine Contrôllée (AOC) betritt die Bühne.

Appellation d’Origine Contrôllée

Es ist das legendäre Châteauneuf-du-Pape an der südlichen Rhône, das 1935 als erstes in Frankreich zur AOC ernannt wird. Mit dem neuen Label sind fixe Regularien verbunden, die verlässlich Weinqualität gewährleisten sollen. Sie legen beispielsweise fest, welche Rebsorten für einen Châteauneuf-du-Pape zugelassen sind, aber auch welche besonderen Anforderungen im Weinberg und im Keller gelten. Nur wer diesen Regeln folgt, darf das prestigeträchtige AOC auf dem Etikett tragen.

Châteauneuf-du-Pape

Das Châteauneuf-du-Pape an der südlichen Rhône ist das erste AOC Frankreichs

Mittlerweile heißt die AOC eigentlich AOP (Appellation d’Origine Protégée). Ihre Systematik wurde schon früh von anderen Ländern übernommen. Aus Italien, Spanien und Portugal kennen wir die ähnlich lautenden Bezeichnungen wie Denominazione di Origine Protetta (Italien) oder Denominación de Origen Protegida (Spanien). Zuletzt haben auch die Österreicher mit ihrem Districtus Austriae Controllatus auf das gleiche Pferd gesetzt. Ganz pragmatisch gesprochen: die französische Idee der kontrollierten Herkunftsbezeichnung als Qualitätsnachweis ist längst in europäisches Recht übergegangen.

Château & Climat, Mythos & Marketing

Selbstverständlich bleibt ein schlichtes Kürzel wie AOP recht steril. Die Weinfantasie entzündet sich erst richtig, sobald der einschlägige Name des Gebiets dahinter erscheint. Doch auch damit nicht genug. Es geht noch besser in Frankreich, nämlich wenn der Name eines berühmten Château auf dem Etikett prangt, wenn dort eine exklusive Grand Cru-Lage zu lesen ist oder auch ein Familienname erscheint, der an der glorreichen französischen Weingeschichte seinen mehr als bescheidenen Anteil hat.

Eine solche Familie-Saga gibt es doppelt und klassisch im Bordeaux mit Mouton, Lafite und der Familie Rothschild. Aber auch anderswo sind es große Familien, die einer Appellation besonderen Glanz verleihen. Bei der Familie Perrin von der Rhône trifft das gleich auf mehrere Anbaugebiete zu. Zudem haben sie sich als Pioniere der Biodynamie für das ganze Weinland Frankreich verdient gemacht. Letzter Coup der Winzerdynastie ist die Zusammenarbeit mit Brad Pitt auf dem Rosé-Château Miraval. An der Loire setzt eine Familie wie Bouvet-Ladubay gleich eine ganze Schaumweingattung in Szene und macht den Cremant de Loire weltberühmt. Von den großen Namen in der Champagne ganz zu schweigen.

Castle of Saumur

Castle of Saumur – Bouvet-Ladubay in Frankreich

Frankreich im internationalen Maßstab: Rebsorten, Cuvées & Barriques

Wie wichtig die französische Weinbaukultur für das internationale Geschehen ist, verraten zahlreiche weitere Beobachtungen. Wie anders lässt sich erklären, dass es die berühmte Bordeaux-Cuvée mit Cabernet Sauvignon und Merlot mittlerweile aus fast allen Weinländern zu kaufen gibt? Denn es sind einige, ursprünglich französische Rebsorten, die heute in nahezu allen Regionen der Welt als sogenannte „internationale Rebsorten“ auf die Flasche kommen. Sauvignon Blanc und Cabernet Sauvignon, Merlot und Syrah, Pinot Noir und Viognier sind längst zu globalen Stars geworden.

Zur Veredelung von Weinen durch die Reife in kleinen Eichenholzfässern, den Barriques, lässt sich gleiches beobachten. Spitzenwein landet mittlerweile mit großer Selbstverständlichkeit fast überall im französischen Holzfass. Doch die feinsinnige Kunst, das richtige Fass und die passende Reifezeit zu bestimmen, musste andernorts erst mühsam gelernt werden. Und nur am Rande: Bis heute gibt es zwei konkurrierende Fassmaße für ein Barrique. Das im Bordeaux bewahrt 225 Liter, das aus dem Burgund dagegen 228 Liter. Nur Gott in Frankreich weiß wohl, warum das so ist.

Nochmal kurz & knapp: Weinland Frankreich

Weinland Frankreich

Frankreich hat die heutige Weinwelt maßgeblich geprägt

Ohne Frankreich hätte Wein nicht den Ruf und den Stellenwert, den er heute besitzt. Das soll die tollen Weine anderer Länder nicht schmähen. Doch schaut man, welches Land die meisten Spuren in der großen weiten Weinwelt hinterlassen hat, so ist ohne Zweifel die Grand Nation du Vin.

Anbaufläche:

836.000 Hektar

Erzeugter Wein (2019):

42,1 Millionen Hektoliter

Klimazonen:

atlantischer Einfluss in Nord- und Südwest Frankreich, mediterranes Klima in Südfrankreich, gemäßigte Zonen zum Beispiel im Burgund und der Champagne

Die drei meist angebauten weißen Rebsorten:

Ugni Blanc (10,2%, durch die Cognac-Produktion), Chardonnay (5,6%), Sauvignon Blanc (3,5%)

Die drei meist angebauten roten Rebsorten:

Merlot (14%), Grenache (11%), Syrah (8%)

Qualitätsstufen:

Vin de France, IGP, AOP, (Grand Cru)

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