Weinfreund Jürgen Overheid outet sich als großer Fan der Weine von der südlichen und nördlichen Rhône Frankreichs. Warum es gerade diese Weine sind, die ihn so begeistern, verrät er in seinem Porträt über dieses große Anbaugebiet.
Auf manche Dinge im Leben ist einfach Verlass. Dazu zählen im Leben als Weinfreund auf jeden Fall die Weine von der Rhône. Wir lieben die Frucht des Grenache, die Würze des Syrah und die Kraft des Mourvèdre. Die Vielfalt der Weine überzeugt, welche die Winzer im Rhônetal daraus hervorbringen. Wenn es so etwas wie eine Seelenverwandtschaft zwischen einem Weinliebhaber und einer bestimmten Region, ihren Rebsorten und Stilen gibt, dann kann das nur die Côtes du Rhône sein.
Aber etwas genauer: Es geht um die Weine, die aus den Appellationen des Rhônetals und der angrenzenden Landschaften stammen. Beginnend im Norden nahe der Stadt Vienne bis hinunter nach Avignon und Nîmes. Die Grenze zwischen der südlichen und der nördlichen Rhône verläuft zwischen Valence und Montélimar oder in Appellationen ausgedrückt zwischen der Cru AOC Saint-Péray im Norden und den Appellationen rund um die Cru AOC Vinsobres. Tatsächlich hilft die Unterteilung in nördliche und südliche Rhône, um die Vielfalt der Region besser zu verstehen. Immerhin ist das gesamte Rhônetal mit rund 70.000 Hektar die drittgrößte Weinregion in Frankreich.

Côtes du Rhône auf der Karte
Das Weinbaugebiet Rhône
Namensgeber für das französische Weinanbaugebiet Rhône ist der gleichnamige Fluss, der im Norden von steilen Hängen und im Süden von ausgedehnten Ebenen gesäumt wird. Die Rebstöcke finden mit feucht-warmen bis heiß-trockenem Klima auf mehr als 60.000 Hektar Rebfläche ideale Bedingungen.
In rund 5.500 Winzerbetrieben werden jährlich über 2 Millionen Hektoliter Wein hergestellt. Das von den Franzosen Côtes du Rhône genannte Weinbaugebiet erstreckt sich über fast 150 Kilometer zwischen im Südosten Frankreichs. Die Stadt Montélimar teilt die Region in einen nördlichen und einen südlichen Teil, die sich deutlich unterscheiden, auch in den Herstellungsverfahren.
Die Authentizität der Region kommt vor allem durch die vielen Familienbetriebe hervor. Seit mehreren Generationen sind die Weingüter im Besitzen der gleichen Familien und auch heute wollen noch viele junge Winzer die Betriebe ihrer Eltern übernehmen. Die Entwicklung geht auch dahin, dass die jungen Winzer dafür ins Ausland gehen, was gerade in Frankreich eigentlich noch nicht so üblich ist. Der Weinbau profitiert dadurch enorm, da das Denken und die Herangehensweise einerseits sehr modern, interessiert, dynamisch und am Puls der Zeit andererseits aber auch sehr qualitätsbewusst ist. Das spiegelt sich in den Weinen wider, aber auch im Marketing. Die große Verbindung zur Region wird vor allem in sämtlichen Restaurants und Bistros gelebt, oder aber auf Weinfesten. Es wird versucht die Region attraktiver für Touristen und die Einheimischen zu gestalten.
Qualitativ hochwertige Rotweine aus dem Rhône-Tal

Besonders Rotweine dominieren das Rhône-Tal
Rotweine dominieren mit etwa 87 Prozent Anteil den Weinbau im Rhône-Tal und haben eine außerordentliche Qualität. Im Norden ist die Rebsorte Syrah die bedeutendste Rebsorte. Unter den roten Rebsorten finden sich darüber hinaus Grenache, Cinsault, Mourvèdre und Carignan. Bei den weißen Sorten sind es Grenache Blanc, Bourboulenc, Roussanne, Marsanne, Viognier und Clairette. Intensive, aromatische Rotweine mit Tanninen und Strukturen sind weit über die Landesgrenzen hinaus hoch geschätzt. Diese sollten vor dem Genuss aufgrund ihrer Finesse und enormen Kraft einige Jahre in der Flasche lagern. Im Süden des Rhône-Tals werden neben den wuchtigen Weinen des Nordens auch leichtere Rotweine gekeltert, die auch in jungen Jahren ein wahrer Genuss sind. In den letzten Jahren ist ein Anstieg bei den modernen frischen Rotweinen zu beobachten, die das alte Bild der Rhone mit fetten alkoholischen Rotweine mehr und mehr brechen.
Ein weiterer Trend, der zu beobachten ist, ist der Anbau von Bio- und biodynamischen Weinen. Die Winzer haben erkannt, dass sie selbst Maßnahmen ergreifen müssen um ihre Region vor den Folgen der Klimakrise zu schützen. Aber auch die wirtschaftlichen Vorteile von Bioweinen dürfen nicht außer Acht gelassen werden, da heutzutage fast nur so noch verkaufbare Alkoholwerte gehalten werden können.
GSM-Cuvée: die Kunst der Assemblage
Der Großteil der Weine von der Rhône entsteht aus dem Vermählen verschiedener Rebsorten. Dieses Assemblage genannte Verfahren zählt zum Erfolgsgeheimnis eines Châteauneuf-du-Pape, bei dem bis zu 13 verschiedene Rebsorten zu einer Cuvée zusammengeführt werden. Zu nennen ist unbedingt noch die berühmte GSM-Cuvée von der südlichen Rhône, in der Grenache, Syrah und Mourvèdre harmonieren. Spricht man an der Rhône von einer Cuvée, findet man beim Champagner eher den Begriff Assemblage. Wieder werden unterschiedliche Reben, Lagen und sogar Jahrgänge zu einem Champagner vermählt – oder verheiratet, denn das französische Wort Marriage ist gleichfalls eine verwendete Bezeichnung in diesem Zusammenhang.
Eine Cuvée ermöglicht es den Weinmachern, auf unterschiedliche Erträge der Rebsorten in einem Jahr zu reagieren. Vor allem aber lassen sich so einzelne Komponenten des Weins wie Farbe, Fruchtaromen und Tannin, Alkohol und Säure besser aussteuern. Denn jede Rebsorte hat ihre eigenen Stärken. So trägt bei der GSM-Cuvée der Grenache viel Kirsche und Frucht, der Syrah pfeffrige und maskulin würzige Noten sowie der Mourvèdre Farbe und Struktur bei.
Mehr zu dem Thema beim Weinfreunde Podcast „Bei Anruf Wein“