Es ist Sommer, es ist Hochsaison für Roséweine. Nicht nur deshalb nimmt uns Weinfreundin Isabell Timm mit in die wundervolle Weinregion Provence, wo der Rosé ein Lebensgefühl beschreibt.
Die Provence hat ihren ganz eigenen Ruf. Manchen ist sie nur ein anderes Wort für mediterrane Sehnsucht voller Düfte von Kräutern und Lavendel in einer wild romantischen Landschaft. Nicht von ungefähr gilt die Provence auch als Landschaft der Künstler und der Künste. Die einzigartige Inspiration, die sie ausstrahlt, findet sich in den Gemälden Paul Cèzannes und anderer Maler ebenso wieder wie in zahlreichen Gedichten und Romanen.
Ein wenig überdeckt dieser idyllische Ruhm die Weinregion Provence, soviel Kraft hat das Bild des Sehnsuchtsorts gewonnen. Dabei kommt kein Weinfreund des Rosés an der Provence vorbei. Immerhin stammen von hier mehr als ein Drittel aller französischen Roséweine. Oder wer es noch eindrucksvoller mag: Nahezu 90 Prozent der Weine aus der Provence sind schlichtweg pink.

Mit bis zu 3000 Stunden Sonnenschein im Jahr ist die Provence nicht nur die perfekte Region für blühenden Lavendel, sondern auch ideal für den Weinanbau.
Die Heimat des Rosé
Die Region zählt bis zu 3000 Stunden Sonnenschein im Jahr. Ihre Böden sind karg und von Kalk und Kristallin geprägt. Höhenzüge wie das Massive des Maures und das Massive Tanneron durchziehen die Landschaft. Neben dem nahezu ikonischen Lavendel prägen Oliven- und Mandelbäume das Bild und in den ebenen Gebieten zu Seiten der Flüsse gedeihen Kirschen und Melonen, Pfirsiche und Aprikosen bestens.
In den Weingärten dominieren die Rebsorten Grenache, Carignan, Cinsault und der Mourvèdre. Aus diesen roten Trauben einen so bezaubernd charmanten Rosé zu machen, dass er nahezu zu einem Lebensgefühl wird, ist eine Kunst für sich. Allerdings eine, die die Winzer der Provence nachweislich beherrschen – und die Weinempfehlung weiter unten gerne belegt. Da der Rosé kaum Platz lässt für den Blick auf die Rotweine und Weißweine, erhalten auch die einzelnen Appellationen nicht dieselbe Aufmerksamkeit wie in anderen, bekannteren Weinbaugebieten.

Auf rund 29.000 Hektar verteilen sich in der Provence neun AOC (Anbaugebiet mit Herkunftsbezeichnung), wobei auf die drei wichtigsten 90% der hergestellten Weine entfallen.
Wenig bekannte Appellationen: die TOP 3
Dabei sind es immerhin neun AOC (Appellation Origine Contrôlée – Anbaugebiet kontrollierter Herkunftsbezeichnung), die sich die rund 29.000 Hektar Rebfläche aufteilen. Davon entfallen auf die drei wichtigsten Appellationen über 90 Prozent der hergestellten Weine. Sie sind sicherlich auch deutschen Weinfreunden am ehesten vertraut.
Côtes-de-Provence 20.500 Hektar AOC seit 1977 |
Coteaux d’Aix-en-Provence 4.200 Hektar AOC seit 1985 |
Coteaux Varois-en-Provence 2.500 Hektar AOC seit 1993 |
Sechs weitere AOC-Gebiete komplettieren die Region:
Bandol 1.700 Hektar AOC seit 1941 |
Les Baux de Provence 280 Hektar AOC seit 1995 |
Bellet 50 Hektar AOC seit 1941 |
Cassis 200 Hektar AOC seit 1936 |
Coteaux Varois 2.500 Hektar AOC seit 1993 |
Palette 45 Hektar AOC seit 1948 |

Die Appellation Bandol bietet in der Provence etwas ganz besonderes: von hier kommen reinsortige Weine, die zu 100 % aus Mourvèdre vinifiziert wurden.
Die Appellation Bandol hält übrigens eine Überraschung für alle roten Weinfreunde parat. Von hier stammen Weine aus 100 Prozent Mourvèdre, was in Frankreich einzigartig ist. Üblicherweise kommt diese etwas launische Rebsorte als Struktur verleihender und eine schöne Farbe stiftender Bestandteil einer klassischen Rotwein-Cuvée zum Einsatz – so in den benachbarten Appellationen an der südlichen Rhône und im Languedoc.
Demnach ist der Mourvèdre aus Bandol die rote Ausnahme von der Rosé-Regel der Provence. Für die Weinempfehlung kann es daher nur einen geben, eben einen Roséwein. Und nein, es ist nicht der schon bekannte Miraval, den Promi-Ex-Paar Angelina Jolie und Brad Pitt von der Winzer-Dynastie Perrin in der AOC Côtes-de-Provence machen lässt. Der Miraval zählt zwar zu den aktuellen Stars der Rosé-Szene, doch kaum einer der Miraval-Liebhaber weiß wahrscheinlich die Appellation zu benennen.
Wachruf aus der Provence: La Tourelle de Pigoudet
Als locker leichte Alternative für sonnendurchflutete Tage empfiehlt sich der La Tourelle de Pigoudet, der mit seiner einfach betörenden Aromatik im Handumdrehen alle liebgewonnenen Vorstellungen von Provence in uns wachruft. Er stammt aus der kleineren AOC Coteaux d’Aix-en-Provence. Rote Frucht zeigt sich, ergänzt um Zitrusnoten, die den La Tourelle zum typischen Pink-Provence-Cuvée machen. Ein Rosé, wie man ihn mal getrunken haben muss, wenn man die Provence liebt. Zudem mit einem ausgezeichneten Preis-Genuss-Verhältnis.