Die Weinregion Gascogne: eine für alle.

Am 2. September 2025 · von Jürgen Overheid

Burgund und Bordeaux, Rhône und der Süden, Elsass und Loire, von der Champagne ganz zu schweigen. Frankreich darf sich glücklich schätzen – an faszinierenden Weinregionen mangelt es dem Land wahrlich nicht. Die Gascogne käme in deren Würdigungen allerdings oft zu kurz, beklagte jüngst Weinfreund Jürgen – und damit hat er recht!

Der Himmel über dem Weinland Frankreich mag andere Sterne fraglos heller erstrahlen lassen, und auch beim Blick auf die Landkarte offenbart sich die Weinregion als eine Randerscheinung, im wahrsten Sinne des Wortes. Doch tut man dieser geschichtsträchtigen Kulturlandschaft Unrecht, würde man nicht auch ihre große Weintradition angemessen wertschätzen. Ganz zuvorderst gilt das für die Weißweine der Region, die sich schon immer und auch einer immer größer werdenden Beliebtheit erfreuen. Weder Fun Fact, noch Fake News: Die weltweit meistexportierten Weißweine Frankreichs stammen aus … voilà … der Gascogne!

Wo liegt die Gascogne?

Zum Einstieg die schon gewohnte Erdkunde-Lektion: Die Gascogne ist eine historische Provinz im Südwesten Frankreichs und erstreckt sich über acht Départements, von denen zwei zur Region Nouvelle-Aquitaine und deren sechs zur Region Okzitanien zählen. Im Westen grenzt die Region an den Atlantik, im Norden an den Großraum Bordeaux und das Périgord entlang der Garonne. Östlich kommt sie der Stadt Toulouse nahe und stößt im Süden an die Pyrenäen – und damit an Spanien, genauer gesagt an das Baskenland, mit dem sich die stolzen Gaskogner bis heute auch kulturell eng verbunden fühlen.

Die Weinregion Gascogne

Beim genaueren Hinsehen lassen sich in der Gascogne mehrere Teilgebiete ausmachen – und diese unterscheiden sich auch sehr deutlich. So etwa ist die Appellation Madiran für ihre tanninreichen Rotweine aus der Rebsorte Tannat bekannt. In Saint-Mont trifft man auf eine ungleich größere Vielfalt von Weinstilen, darunter rote, wie weiße Gewächse und auch Roséweine. Im Jurançon wiederum gibt es eine lange Tradition für edelsüße Weine aus den autochthonen Rebsorten Gros Manseng und Petit Manseng. Das Hauptaugenmerk dieses Beitrags soll aber der Côtes de Gascogne gelten, der mit Abstand größten, mithin auch prägenden Teilregion.

Gascogne

Die Weinanbauregion Gascogne befindet sich im Südwesten Frankreichs.

Die Côtes de Gascogne

Es ist schon angeklungen: Die Gascogne ist in der Hauptsache eine Weißweinregion – und das liegt mehr als maßgeblich an den Weinen von der Côtes de Gascogne. Rund 90 Prozent der hier erzeugten Weine sind Weißweine, Rot- und Roséweine kommen hier nur in sehr überschaubarem Umfang in die Flasche – ungewöhnlich für Frankreich, für den Süden allemal. Im geografischen Sinne ist die Côtes de Gascogne nahezu identisch mit dem historischen Armagnac-Gebiet, das nicht zuletzt für den von hier stammenden, gleichnamigen Weinbrand bekannt ist, auf den ich noch zu sprechen komme. Das Weingebiet erstreckt sich damit hauptsächlich über das zu Okzitanien zählende Département Gers sowie über kleinere Teile der Départements Landes (im Westen) und Lot-et-Garonne (im Norden), die in der Region Nouvelle Aquitaine liegen. Die kartografisch so definierte Côtes de Gascogne ist ihrerseits Teil der Weingroßregion Sud-Ouest, zu der unter anderem auch die Weingebiete im Périgord, der Garonne und der Pay Basque zählen. Die Anbaufläche der Côtes de Gascogne beträgt ungefähr 13.000 Hektar. Zum Vergleich: Das entspricht in etwa den deutschen Weinregionen Baden (15.000 Hektar) und Württemberg (12.000 Hektar). Die überwiegende Anzahl der Côtes-de-Gascogne-Weißweine ist als IGP-Weine (Indication Géographique Protégée, früher Vins de Pays) klassifiziert. Von rund 1400 regionalen Weinerzeugern sind neunzig Prozent in Genossenschaften zusammengeschlossen, bei lediglich 150 unabhängig arbeitenden Winzerbetrieben (Stand: August 2025, gemäß Angaben des Syndicat des Vins de Côtes de Gascogne).

Welche Rebsorten werden an der Côtes de Gascogne angebaut?

Die prägenden weißen Rebsorten der Region sind zuvorderst die autochthonen Gewächse Colombard, Gros Manseng, Arrufiac und Courbu, aber auch Ugni Blanc und Sauvignon Blanc spielen eine bedeutende Rolle, vielfach in Cuvées mit Colombard. Bei den roten Rebsorten sind es die Bordeaux-Klassiker: Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc und Merlot, die die regionale Weinstilistik prägen. Gefolgt von den autochthonen Sorten Malbec und Tannat. Dabei sei nochmals betont, dass Rot- und Roséweine im Gebiet der Côtes de Gascogne nur eine sehr nachrangige Rolle spielen.

Klima und Böden – das Terroir der Region

Zwischen dem Atlantik im Westen und den Ausläufern der Pyrenäen im Osten und Süden befindet sich die Gascogne in einem sogenannten klimatischen Übergangsgebiet, das zum Teil sehr unterschiedlichen Einflüssen unterworfen ist. In den küstennahen Gebieten sorgt der Ozean für einen konstanten Temperaturausgleich, aber auch für mehr Niederschlag, während in Richtung Berge (Département Gers) kontinentales Klima mit großen Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht herrscht; der Sommer ist hier typischerweise lang, heiß und trocken. Ebendort, im Osten der Gascogne, ist das Terroir von ton- und kalksteinhaltigen Böden geprägt, die eine gute Wasserspeicherfähigkeit aufweisen, während für die Weinberge im Westen lockerer und sandiger Untergrund charakteristisch ist. Diesen Unterschieden zum Trotz profitiert die ganze Weinregion Gascogne von einer vergleichsweise langen Vegetationsphase in den Weinbergen – nicht zuletzt das erklärt ihre letztlich recht durchgängige Stilistik.

Wie schmecken die Weine der Gascogne?

Aufgrund der schon beschriebenen Vielfältigkeit der Terroirs lassen sich die Weißweine der Region nur schwerlich über einen Kamm scheren. Jedoch bürgen die bevorzugten Rebsorten, nicht zuletzt der beliebte Colombard, für einen durchweg fruchtbetonten Stil, vielfach mit intensiven Zitrusaromen, Noten von Pfirsich und exotischen Anklängen. Lebendige Säure und prägnant-mineralische Noten sind ebenfalls typische Merkmale der Weine von der Côte de Gascogne, die in Pariser Weinbars ebenso großen Anklang finden, wie bei Weinfreunden jenseits der Landesgrenzen. Wie eingangs schon erwähnt, sind die charakterstarken, aber dennoch unkomplizierten Gascogne-Weine inzwischen zu einem großen Exportschlager avanciert – sechzig Prozent der jährlichen Produktionsmenge wurden zuletzt ins Ausland geliefert und dort mit Freude getrunken.

Armagnac – des Cognacs kleiner Bruder

Charles de Batz-Castelmore d’Artagnan, der legendäre – vierte – Musketier der königlichen Garde, darf getrost als „der Gaskogner“ schlechthin bezeichnet werden, doch steht ein weiterer Name geradezu emblematisch für die Identität der Region. Die Rede ist vom Armagnac. Bereits 1461 urkundlich erwähnt, handelt es sich beim berühmten Weinbrand aus der Gascogne um die älteste bekannte Spirituose Frankreichs. Anders als beim Cognac, der erst seit dem 18. Jahrhundert aktenkundig ist, wird der Armagnac in nur einem Brenndurchgang destilliert. Im Wettbewerb mit dem Cognac hat der, unpassend als kleiner Bruder bezeichnete, Gaskogner inzwischen den Anschluss verpasst, doch spielt er bis heute eine wichtige Rolle beim Flor de Gascogne – einem als Likörwein klassifizierten und in der Region sehr beliebten Aperitifs aus Traubensaft und eben dem Armagnac.

Gascogne Weine online kaufen

Wer bei diesem Porträt der Weinregion spontan Durst bekommen hat, muss sich nicht gleich auf den Weg in den Südwesten Frankreichs machen. Ganz mühelos können Gascogne-Weine im Shop von Weinfreunde.de online bestellt und bis an die Haustür geliefert werden. Im Shop unter anderem vertreten ist die familiengeführte Vignoble Ferret aus dem Pyrenäen-nahen Weindorf Gondrin, so etwa mit dem Réserve Blanche Côte de Gascogne, einer ungeheuer harmonischen Cuvée aus Colombard, Sauvignon Blanc, Gros Manseng und Ugni Blanc. Auch einen der seltenen Rosé-Weine von der Côte de Gascogne gehören zum Programm der Familie Ferret bei Weinfreunde.de. Nicht weniger zu empfehlen: der spritzig-frische Premier Rendez-Vous von Les Producteurs Réunis, auch in ihm finden Colombard und Sauvignon kongenial zusammen. Der Gaskogner an sich mag es gern unkompliziert – auch darum werden einige der genannten Weine in der praktischen Bag-in-Box angeboten. Dass manche Sterne am französischen Weinhimmel tatsächlich heller strahlen, mag so sein, doch darüber können Weinfreunde mit einem Lächeln hinwegsehen und sich am exzellenten Preis-Genuss-Verhältnis erfreuen, das die Weinregion ebenso hoch sympathisch macht. Auf die Gascogne! Eine für alle!

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