Bordeaux-Cuvée: eine Erfolgsgeschichte

Am 3. Oktober 2023 · von Cédric Garraud

Die Bordeaux-Cuvée ist viel mehr als nur die Vermählung von typischen Rebsorten in der Weinregion Nr. 1. Mit dem Begriff verbinden sich Wein-Ikonen und kleine Revolutionen, wie meine kleine Weinweltreise im Zeichen der Cuvée berichten kann.

Weit über seine Grenzen hinaus steht das Bordelais für Weinkultur vom Feinsten. Legendäre Châteaux und bekannte Wein-Ikonen, die sich eben nicht nur auf die Premier Grand Cru Classé Weine beschränken. Dabei folgen fast alle Weine aus dem Bordeaux einer gemeinsamen Philosophie des Weinmachens: der Kunst der Cuvée oder Assemblage. Damit gemeint ist das Vermählen mehrerer Rebsorten zu einem Wein. Welche das im Fall einer Bordeaux-Cuvée konkret sind, ist zwar klar (siehe unten), doch folgt die prozentuale Zusammensetzung einer Cuvée keinesfalls einer festen Regel, sondern sie kann von Jahr zu Jahr variieren. Abhängig davon, wie sich die Trauben der verschiedenen Rebsorten entwickeln, mitunter aber auch abhängig von der Verfügbarkeit exzellenten Traubenmaterials entscheiden sich die genauen Anteile der einzelnen Sorten alljährlich neu.

Klassische Rebsorten der Bordeaux-Cuvée

Bordeaux

Das Bordeaux gilt als Herkunftsort der Rebsorten, weswegen es auch Bordeaux Cuvée heißt

Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc, Merlot und Petit Verdot stellen die großen Vier im Rotwein-Bordeaux dar. Zu nennen sind noch Malbec, Carménère und Tannat. Während diese drei Reben im Bordeaux nur noch in der zweiten Reihe stehen, haben sie in Südamerika Karriere gemacht. Malbec steht für Argentinien, wie Carménère für Chile und Tannat für Uruguay. Sogar wurzelechte Rebstöcke, die von der Reblaus-Katastrophe verschont wurden, sind dort noch zu finden. Im Bordeaux lässt sich sogar die Unterscheidung von linkem und rechten Ufer der Gironde und der Dordogne mit unterschiedlich gewichteten Cuvées hinterlegen. Am linken Ufer dominiert allgemein der Cabernet Sauvignon, während Merlot und Petit Verdot eine ergänzende Rolle spielen, am rechten Ufer ist es genau umgekehrt und Merlot die Nr.1. Berühmt ist zudem die Cabernet Franc-Merlot-Assemblage aus Saint-Émilion und Pomerol. Auch bei den Weißweinen setzen die Winzer im Bordeaux auf Cuvées. Bevorzugte Rebsorten sind Sémillon, Sauvignon Blanc sowie Muscadelle sowohl für trocken ausgebaute Weißweine als auch die sagenhaften Süßweine aus Sauternes und Barsac.

Inspiration und Exportschlager: Bordeaux-Cuvée international

Die Grundformel der Bordeaux-Cuvée ist aber auch für Winzerinnen und Weinmacher in anderen Weinregionen der Welt attraktiv. Dabei verwenden sie tatsächlich Bordeaux-Reben wie Cabernet Sauvignon und Merlot, kombinieren sie aber auch gern mit heimischen Rebsorten. Diese französische Anleihe hat im Weinland Italien sogar eine regelrechte Weinrevolution ausgelöst.

Italien: Ohne Bordeaux-Cuvée kein Supertoskaner

Weinberge Toskana

Auch die weltbekannten Supertoskaner sind Bordeaux Cuvées

Zu Beginn der 1970er-Jahre machen sich Weingrößen wie der Marquese Piero Antinori und sein Weinmacher Giacomo Tachis daran, den Anteil von Sangiovese in ihren Cuvées deutlich zu reduzieren und durch Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc zu ersetzen. Das ist die Geburtsstunde der Supertoskaner, die freiwillig den Anspruch auf eine DOC- oder DOCG-Klassifizierung aufgeben. Stattdessen sind sie offiziell nur ein IGT-Landwein – aber das mit herausragendem Ergebnis. Namen wie Ornellaia, Sassicaia und Tignanello, wie Guado al Tasso oder Lucente zählen längst zu den Ikonen der internationalen Weinwelt. Inzwischen ist die klassische Bordeaux-Cuvée sogar in den Statuten der DOC Bolgheri festgeschrieben. Dort geben die Bordeaux-Reben offiziell den Ton an und der heimische Sangiovese ist nur noch in kleineren Anteilen zulässig.

Deutschland: Bordeaux-Cuvée dank Klimawandel

Noch fällt der Anteil roter Bordeaux-Reben in Deutschland überschaubar aus. Jedoch nimmt die Rebfläche mit Cabernet Sauvignon, Merlot & Co. in den vergangenen Jahren beständig zu. Es ist ironischerweise der Klimawandel, der diese Rebsorten für deutsche Winzerinnen und Winzer überhaupt attraktiv machte. War es früher undenkbar, dass ein Cabernet Sauvignon in unseren Anbaugebieten perfekt reift – ist dies mittlerweile erprobte Wirklichkeit. Das demonstriert etwa das Weingut Peth-Wetz mit seiner Assemblage Réserve, einer Cuvée aus Merlot, Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon sowie etwas Petit Verdot und Malbec. Andere lassen bei der Cuvée die heimischen Rebsorten nicht außen vor. Ein anschauliches Beispiel ist das VDP-Weingut Rings mit dem „Kleinen Kreuz“ und dem „Kreuz“. In dieser Cuvée findet sich nämlich neben Merlot, Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc noch St. Laurent. Noch bekannter sind die Weine von Markus Schneider wie der „Ursprung“ oder der „Black Print“, die gleichfalls Bordeaux-Reben mit deutschen Eigengewächsen vermählen.

Australien: noch eine Wein-Ikone

Weinberge Australien

Eine der berühmtesten Bordeaux Cuvées aus Australien ist der „Grange“

Auf einer Europa-Reise, die ihn eigentlich für die Erzeugung von Sherry und Portwein begeistern soll, entdeckt Max Schubert bereits in den 1950er-Jahren seine Liebe für das Cuvée-Prinzip im Bordeaux. Der Önologe von Penfolds begibt sich gegen den Widerstand der Eigner des Weinguts sofort nach seiner Rückkehr ans Experimentieren. Am Ende erblickt der berühmte „Grange“ von Penfolds das Licht der Weinwelt und entwickelt sich innerhalb nur weniger Jahre zu einem Aushängeschild Australiens – dank einer Cuvée aus viel Shiraz und ein wenig Cabernet Sauvignon. Noch heute ist der Grange einer der gefragtesten Weine aus der Neuen Welt.

USA: Allianz der Weingrößen

In Kalifornien hat der Cabernet Sauvignon eine lange Tradition, wird aber anfangs meist reinsortig ausgebaut. Das hat sich längst geändert, was nicht zuletzt zwei internationalen Weingrößen zu verdanken ist: Kultwinzer Robert Mondavi und Baron Philippe de Rothschild tun sich in den 1970er-Jahren zusammen, um mit dem „Opus One“ in Kalifornien der klassischen Bordeaux-Cuvée zu huldigen. Bekanntlich ließ auch in diesem Fall der internationale Erfolg nicht lange auf sich warten.

Südafrika: Cape Blend statt Bordeaux-Cuvée

Weinberge Stellenbosch Südafrika

In Südafrika gibt es eine eigene Variante der Bordeaux-Cuvée: den Cape Blend

Südafrika hat gar eine eigene Variante der Bordeaux-Cuvée begründet. Im Cape Blend findet sich neben den Bordeaux-Reben immer auch die heimische Rebsorte Pinotage. Bekanntes Beispiel ist der „Kadette Cape Blend“ des Weinguts Kanonkop aus Stellenbosch aus Pinotage, Cabernet Sauvignon, Merlot, Cabernet Franc und Petit Verdot. Nicht zu vergessen sind die Cuvées von Diemersdal. Unkonventionell, aber nicht weniger überzeugend, dagegen der „Kaleidoscope“ von Kaapzicht der mit Cabernet Sauvignon, Pinotage sowie Cinsault, Petit Verdot, Merlot und Shiraz nicht nur auf das Bordeaux, sondern auch auf die Rhône Bezug nimmt.

Südamerika: Bordeaux-Erbe von Gewicht

In Argentinien und Chile, aber auch Uruguay haben die Bordeaux-Reben, aber auch andere französische Sorten, eine neue Heimat gefunden. Von der klassischen Bordeaux-Cuvée, die eben oft auch Malbec oder Carménère enthält, bis zu freien Interpretationen des Cuvée-Gedankens in Südamerika. Dieses Erbe der Bordeaux-Philosophie gehört unbedingt ins Weinglas. Zu nennen sind unter anderen Erzeuger wie Montes (Chile), Kaiken (Argentinien) und Luis Felipe Edwards (Chile), um sich praktisch zu erkundigen.

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