Was bedeutet Blanc de Blancs?

Am 13. Mai 2025 · von Daniel Münster

An anderer Stelle haben wir uns hier bereits mit dem Blanc de Noirs befasst und dabei klären können, dass es sich um einen Weißwein handelt, der alleinig aus „schwarzen“ Rebsorten gekeltert wurde, die in Wahrheit aber natürlich rot sind. Aber Blanc de Blancs? Ein Weißwein aus weißen Trauben? Was soll daran bitte besonders sein?

Unser Weinfreund Daniel Münster regte an, dieser begründeten Frage nachzugehen, zumal der Begriff geeignet scheint, einige Verwirrung zu stiften. Blanc de Blancs – Weißer aus Weißem. Es bedarf keiner großen Geistesblitze, um abzuleiten, dass hiermit ein Weißwein gemeint ist, der aus weißen Trauben entstanden ist. Aber ist das nicht eine Selbstverständlichkeit? Trifft das nicht auf jeden Weißwein zu, der eben kein Blanc de Noirs ist – und damit auf geschätzte 99 Prozent aller Weißweine? Handelt es sich womöglich gar nicht um eine besondere Spielart des Winzerhandwerks, sondern um eine Zauberformel des Marketings? Letzteres ist ausdrücklich mit Nein zu beantworten, denn der Begriff Blanc de Blancs hat sehr wohl seine vinophile Berechtigung. Die Aufklärung des Rätsels führt uns in die Champagne, womit es auch schon halb gelöst ist.

Der Ursprung: Champagner aus reinsortigem Chardonnay

Definitionsgemäß ist ein Blanc de Blancs ein Weißwein oder ein Schaumwein, der ausschließlich aus weißen Trauben entstanden ist. Was in Bezug auf Weißweine nahezu redundant ist, macht beim Schaumwein einen bedeutenden Unterschied. Dafür richten wir den Blick in die Schaumweinregion schlechthin, die Champagne. Drei Haupt-Rebsorten bestimmen dort seit je her das Geschehen: die weiße Chardonnay-Traube und die beiden roten Gewächse Pinot Noir und Pinot Meunier. Zumeist kommt ein Champagner als Assemblage in die Flasche, in der zwei oder gar drei der genannten Rebsorten zueinanderfinden. Und das Resultat ist – trotz der roten Rebsorten – in den allermeisten Fällen ein weißer Champagner. Kleiner Exkurs an dieser Stelle: Ein weißer Champagner kann sogar ausschließlich mit den beiden genannten roten Pinots vinifiziert werden – und ist dann ein Champagner Blanc de Noirs!

Jedoch, ein Champagner kann sehr wohl auch als reinsortiger Schaumwein hergestellt werden. Und wenn es sich dabei um einen Blanc de Blancs handelt, ist das auch zwingend der Fall! Sowohl historisch als auch seit 1980 per Gesetz verordnet gilt: Ein Champagner Blanc de Blancs ist ein Champagner, der ausschließlich aus der weißen Rebsorte Chardonnay gekeltert wurde. Punkt! Ungefähr fünf bis sieben Prozent der jährlichen Champagner-Erzeugung entfallen derzeit auf Blanc de Blancs. Selbstverständlich sind es die großen Häuser, wie Ruinart, Taittinger und Krug, die diese exquisite Spielart ihres Kultprodukts stilbildend geprägt und weltweit begehrt gemacht haben.

Champagne Blanc de Blancs
Weinempfehlung
Champagne Blanc de Blancs
Ruinart
PrickelndesChardonnayChampagne

Crémant und Sekt à la Blanc de Blancs

Auch in den anderen Schaumweinregionen Frankreichs hat sich der Blanc de Blancs inzwischen fest etabliert. Im Unterschied zur Champagne darf er dort jedoch aus mehreren weißen Rebsorten vinifiziert werden, was zumeist auch so geschieht. Beim Crémant, der zwar nach dem Verfahren der traditionellen Flaschengärung, der Méthode Champenoise, hergestellt wurde, aber eben nicht aus dem geschützten Herkunftsgebiet der Champagne stammt, spielt der Chardonnay zumeist ebenso die Hauptrolle. Vor allem in seiner burgundischen Heimat findet man ihn im Crémant gelegentlich noch als Solisten, andernorts meist als kongenialen Mitspieler. Im Val de Loire sind es Chenin Blanc sowie Sauvignon Blanc und im Elsass der Pinot Blanc, die einem Crémant Blanc de Blancs ihre eigene regionale Prägung verleihen. Letzterer findet sich als Weißburgunder auch jenseits der Grenze im deutschen Sekt bevorzugt wieder. Auch ein Spumante aus Italien oder ein Cava aus Spanien kann bisweilen ein Blanc de Blancs sein und selbst die aufstrebenden Schaumweinerzeuger im Süden von Großbritannien haben ihn längst für sich entdeckt. Die allermeisten Schaumweine à la Blanc de Blancs tragen mindestens den Zusatz „Brut“, nur in seltenen Fällen werden sie halbtrocken oder gar süß ausgebaut.

Wie wird ein Blanc de Blancs hergestellt?

Die Herstellung eines Blanc de Blancs unterscheidet sich grundsätzlich nicht von der eines anderen Schaumweins, denn, wie bereits geklärt, definiert er sich als Kategorie lediglich über die exklusive Verarbeitung weißer Rebsorten. Darum können Blanc de Blancs auch auf unterschiedliche Weise vinifiziert werden, so etwa im Wege der Méthode Traditionelle, wenn es sich um einen Champagner oder einen Crémant handelt. Es spricht aber auch nichts dagegen, einen Blanc de Blancs nach ganz konventionellen Verfahren herzustellen, was in der Praxis aber eher die Ausnahme als die Regel darstellt.

Wie schmecken die Weine?

Von einem typischen Geschmacksprofil eines Blanc de Blancs zu sprechen, ist kaum möglich. Seine Charakteristik wird wie bei allen Weinen und Schaumweinen von unterschiedlichen Rebsorten, Cuvées, Klimata sowie Terroirs geprägt und fällt darum – wortwörtlich – von Natur aus sehr divers aus. Am ehesten noch lässt sich die Typizität eines Blanc de Blancs in der Champagne festmachen. Denn, wie beschrieben, handelt es sich dort stets um einen reinsortigen Chardonnay, dessen Stilistik sehr wohl klar zu bestimmen ist. Beispielhaft zeigt sich das an den Blanc de Blancs-Kreationen der Champagnerhäuser Deutz und Ruinart, die auf ganz ähnliche Weise brillieren: mit frischen Zitrusaromen, floralen Noten, lebhaft-präziser Säure und kreidiger Mineralität.

Blanc-de-Blancs-Weißwein – ein Etikettenschwindel?

Die Kennzeichnung eines Weißweins als Blanc de Blancs ist zwar zulässig, doch stiftet sie eher Verwirrung. Schließlich werden fast alle Weißweine nur aus weißen Rebsorten hergestellt und sind – respektive wären – qua Definition auch ein Blanc de Blancs. Dankenswerterweise lässt sich die Anzahl von Erzeugern, die auf Weißweinetiketten mit der Formel Blanc de Blancs hantieren, an wenigen Händen abzählen. Stößt man gelegentlich dennoch darauf, ist die Botschaft so zu verstehen, dass auf eine geschmackliche Ähnlichkeit zu einem Schaumwein verwiesen werden soll. Dies bezieht sich dann zumeist auf Geschmacksnoten, wie etwa geröstete Nüsse oder auch buttrige Anklänge, die bei Schaumweinen typischerweise durch die Reife auf der Hefe – Stichwort Flaschengärung – zur Geltung kommen.

Blanc de Blancs bei Weinfreunde.de

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