Gardasee: von Wein umgeben

Am 8. August 2023 · von Stefan Behr

Der Gardasee ist nicht nur ein touristisches Ziel mit ungeheurem Liebreiz. Die Region rund um den Lago di Garda ist auch das Epizentrum des Weinbaus in Norditalien.

Es gibt viele triftige Gründe an den italienischen Gardasee zu reisen. Die wunderbare und vielfältige Landschaft rund um den See, das gute Essen, das angenehme Klima und nicht zuletzt die Weine, die am Lago di Garda gedeihen. Denn der ganze See ist rundherum von Anbaugebieten umgeben. Da braucht es schon mehrere Tage, um allen DOC (Denominazione di Origine Controllata) genüsslich Genüge zu tun. Erst recht, wenn man die Appellationen hinzunimmt, die in einem Umkreis von 50 Kilometer um den Gardasee locken. Schließlich grenzen mit der Lombardei im Westen, Venetien im Ost und dem Trentino im Norden gleich drei große Weinregionen an den See.

Weinregionen an den Ufern des Gardasees

Gardasee von Oben

Durch den Gardasee wird das Klima rund um die Region und somit auch der Weinbau beeinflusst

Der See selbst ist ein wichtiger Faktor im Weinbau, sorgt er doch in seiner Nähe für ein besonderes Mikroklima, das den Trauben guttut. Dabei spielt der See eine ausgleichende Rolle, indem er großer Hitze die Spitzen nimmt, aber auch zu lange Winter verhindert. Ferner haben auch die Winde, die er anzieht, einen positiven Effekt, indem sie die Trauben gut belüften und damit beispielsweise Pilzbefall vorbeugen.

DOC Garda

Einmal um den See herum, mit einem weiten Ausläufer nach Osten erstreckt sich die DOC Garda, eine Art Sammel-Appellation, auf deren Gebiet auch die großen Namen liegen wie Lugana, Bardolino und Custoza, die direkt an den See grenzen. Allerdings umfasst die DOC Garda auch große Anbaugebiete wie Valpolicella und Soave. Wer bei einer Weinerkundung zunächst in Ufernähe bleiben will, beginnt am besten an der Südseite des Lago di Garda.

DOC Lugana

Der Weißwein-Star vom Gardasee ist zweifelsohne der Lugana aus der Rebsorte Turbiana respektive Trebbiano di Lugana. Der Wein mit schöner Frucht, einmaligen mineralischen und floralen Einschlägen und feiner Frische zählt in Deutschland zu den meist geschätzten Sommerweinen. Die DOC befindet sich am Südufer im Hinterland von Desenzano und Peschiera.

DOC und DOCG Bardolino

Der Bardolino, benannt nach einer kleinen Stadt am Ostufer, ist in gewissem Sinne das rote Gegenstück zum Lugana. Der Bardolino ist ein leichter, eher fruchtbetonter Rotwein mit angenehmer Frische. Erzeugt wird der Wein aus den Rebsorten Corvina, Molinara und Rondinella. Neben den fassgereiften Rotweinen ist auch der Rosé aus Bardolino, der Chiaretto eine Empfehlung.

DOC Custoza

Das Anbaugebiet Custoza steht ein wenig im Schatten der großen Namen am Gardasee. Zu Unrecht, denn die Weißweine zeigen sich mit ihrer unkomplizierten, offenen Art und den dichten Fruchtaromen als echte Gaumenschmeichler. In Custoza spielt die Rebsorte Garganega die Hauptrolle, mitunter sind auch reinsortige Garganega-Weine zu finden. Meistens wird die Traube jedoch mit Anteilen von Trebbiano, Pinot Grigio oder Chardonnay als Cuvée ausgebaut.

Gardasee Nachbarn: Weinausflüge ins Umland

Limone am Gardasee

Ist man einmal in der Region, dann lohnt sich natürlich neben einem Abstecher an den See auch ein Besuch in die umliegende Gegend

Einmal die Gardasee-Weine erkundet, zählen Ausflüge in die unmittelbare Nachbarschaft zum Pflichtprogramm, denn hier laden einige Kostbarkeiten des Weinlandes Italien zum Besuch ein. Allein wenn man nur einen Umkreis von 50 Kilometern um den See zieht, ist man über Tage beschäftigt.

DOC Franciacorta und Curtefranca

Rund 30 Kilometer vom Westufer des Sees entfernt lockt mit der DOC Franciacorta die Hochburg italienischer Schaumweine. Die Schaumweine sind die Ersten in Italien, die in traditioneller Flaschengärung wie ein Champagner erzeugt werden. Die Rot- und Weißweine des Anbaugebiets tragen dagegen die Bezeichnung DOC Curtefranca.

DOC und DOCG Valpolicella

Noch geringer ist die Wegstrecke, wenn man vom Ostufer ins berühmte Valpolicella mit seinen einmaligen Amarone-Weinen reist, die sogar den DOCG-Status besitzen. Doch keinesfalls die anderen Valpolicella-Qualitäten aus Corvina, Corvinone, Rondinella und Molinara außer Acht lassen. Die Bandbreite unterschiedlicher Weinstile ist nämlich groß.

DOC Soave

Das Anbaugebiet Soave mit seinen anregenden Weißweinen ist kaum weiter entfernt. Auf den Böden aus Kalkstein, Lehm und vulkanischen Gestein macht sich insbesondere die Rebsorte Garganega ausgesprochen gut. Aus ihr entstehen Weine mit erfrischender Säure und Aromen von Apfel, Birne und Steinobst, die auch als Essensbegleiter sehr geschätzt sind.

Für An- und Rückreise zum Gardasee: Trentino und Südtirol

Bei so viel Weinprominenz dürfen die beiden Anbaugebiete Trentino und Südtirol alias Alto Adige nicht vergessen werden. Wer mit dem Auto aus Norden über Österreich anreist, durchquert diese beiden Weinregionen automatisch. Also am besten auf dem Weg zum Gardasee den einen oder anderen Zwischenstopp einplanen.

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