Die Rioja: Spaniens Flagschiff

Am 26. März 2024 · von Sven Reinbold

Die Rioja glänzt als Denominación de Origen Calificada in der allerersten Reihe spanischer Weinkultur. Das Anbaugebiet am Oberlauf des Ebros setzt aber längst nicht mehr nur auf die Reife seiner Weine als Qualitätsmerkmal. Der Herkunftsgedanke hat in den vergangenen zwanzig Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen. Die Rioja ruht sich auf ihrer Tradition und ihrem Renommee nicht aus.

Wer spanischer Wein sagt, muss auch Rioja sagen. Ohne Zweifel ist das Anbaugebiet am Oberlauf des Ebros die international bekannteste Herkunft für spanische Spitzenweine. Selbst innerhalb Spaniens nimmt die Rioja als ältestes Anbaugebiet und eines mit der höchsten Klassifizierung (Denominación de Origen Calificada, DOCa) einen Sonderstellung ein. Die erste DOC Spaniens (Denominación de Origen Controlada) erblickt 1925 das Licht der Weinwelt, 1991 steigt sie zur DOCa Rioja auf.

DOCa Rioja: am Oberlauf des Ebro

Die Weinregion unterteilt sich in drei Bereiche: Im Nordwesten liegen sich die Rioja Alta und die Rioja Alavesa auf beiden Seiten des Ebros gegenüber. Im Osten befindet sich die Rioja Baja, die mittlerweile auch als Rioja Oriental bezeichnet wird. Die Rebflächen der Rioja Alavesa und der Rioja Alta reichen bis in Höhenlagen von 800 Metern. Tendenz steigend, der Klimawandel macht es möglich. Insgesamt zählt die Top-Appellation rund 66.000 Hektar (Stand 2023). Zum Vergleich: Das ist in etwa Rheinhessen, die Pfalz und Baden zusammengenommen. Geografisch beschreibt das Anbaugebiet eine Art Schlauch, der sich entlang des Ebros über rund 100 Kilometer hinzieht. In der Breite misst er dagegen maximal 40 Kilometer.

Böden und Klima der Rioja: große Vielfalt

In der Rioja Alta und der Rioja Alavesa sind die Böden größtenteils geprägt von Ton und Kalkstein, was gemeinsam mit der Höhe der Lagen die Frische und die mineralischen Einschläge dieser Weine erklärt. In der Rioja Oriental oder Rioja Baja, die tiefer liegt und flacher ist, herrschen dagegen lehmige Böden vor. Sie betonen die Frucht und stehen für fettere, vollere Weine.

Das Klima ist geprägt durch einen kühlen atlantischen Einfluss, der jedoch durch die Sierra Cantábrica abgeschwächt wird, sowie einen mediterranen Einfluss. Die Sommer sind heiß und trocken, der Winter kalt und niederschlagsreich. Perfekt für den Weinbau sind das feuchte Frühjahr und der überwiegend trockene Herbst, der meist eine unaufgeregte Lese ermöglicht. Allerdings sind in Zeiten des Klimawandels diese Grundregeln etwas ins Wanken geraten.

Das Herzstück der Region wird vom Tempranillo gebildet.

Rebsorten der Rioja: Tempranillo & Co

Insgesamt fünf rote Rebsorten sind für einen klassifizierten Wein aus der Rioja zugelassen. An erster Stelle selbstverständlich der Tempranillo, das Aushängeschild der Region, daneben noch Mazuelo (Carignan), Garnacha (Grenache), Graciano und Maturana Tinta. Entgegen der landläufigen Meinung ist ein klassischer Rotwein aus der Rioja nämlich eine Cuvée aus verschiedenen Rebsorten und kein reinsortiger Tempranillo.

Neben den fünf roten Rebsorten sind zudem neun weiße Rebsorten zugelassen, die sich aus alteingesessenen, heimischen Sorten sowie mittlerweile auch internationalen Reben zusammensetzen: Viura (Macabeo, Ugni Blanc), Garnacha Blanca, Malvasía, Tempranillo Blanco, Maturana Blanca und Turruntés (Albillo) sowie als Neuzugänge Chardonnay, Sauvignon Blanc und der aus dem Anbaugebiet Rueda bekannte Verdejo. Generell stehen die Weißweine aus der Rioja unverdient im Schatten der großen Tintos.

Gereifte Weine: Kult in der Rioja

Die Dauer der Reife im Barrique sowie in der Flasche ist das Merkmal, das die vier Qualitätsstufen in der Rioja unterscheidet:

Cosecha

Weine, die nicht die Vorgaben für Crianza, Reserva und Gran Reserva erfüllen werden nur durch die Angabe des Jahrgangs, spanisch Cosecha, gekennzeichnet. Es sind also junge Weine, mitunter aber auch Weine, die in anderen Fässern reifen, und nur deshalb trotz langer Reife nicht den Anforderungen entsprechen.

Crianza

Für Rotweine ist eine Reife von mindestens zwei Jahren vorgeschrieben, davon mindestens ein Jahr im Eichenholzfass von 225 Litern.
Für Weißweine und Rosé mit der Bezeichnung sind hingegen nur sechs Monate der Fassreife vorgeschrieben.

Reserva

Die Mindestdauer der Reife für Rotweine beträgt drei Jahre, davon mindestens ein Jahr im Fass und mindestens sechs Monate auf der Flasche.
Für Weißweine und Rosados sind zwei Jahre Mindestreife mit mindestens sechs Monaten im Holzfass vorgeschrieben.

Gran Reserva

In der Königsklasse spielen nur Rotweine mit insgesamt fünf Jahren Reife mit. Davon verbringen sie mindestens zwei Jahre im Holzfass sowie mindestens zwei Jahre auf der Flasche.
Auch für Weißwein und Rosé gibt es die Qualitätsstufe Gran Reserva: Sie weisen mindestens vier Jahre Reife mit sechs Monaten im Barrique auf.

Alle klassifizierten Weine aus der Rioja, gleich welcher Qualitätsstufe tragen auf der Rückseite der Flasche ein Siegel, um die Herkunft zu bestätigen. Im Jahr 2000 wird dieses Siegel durch ein holografisches Element aufgewertet und die Fälschungssicherheit. Kurioserweise liegt auch der Ursprung des Alambrado, des Drahtgeflechts, das sich um die ganze Flasche zieht, im Schutz vor Weinfälschern.

La Rioja

Die vorherrschenden Böden sind größtenteils von Ton und Kalkstein geprägt.

Herkunft: Ortslagen und Einzellagen in der Rioja

Seit gut zwanzig verfeinert der Kontrollrat des Anbaugebiets (Consejo Regulador) die Bezeichnungen für die Herkunft der Weine. An der Basis stehen die drei Bereiche Rioja Alavesa, Rioja Alta und Rioja Alta, die als Vino de Zona bezeichnet werden. Daneben gibt es insgesamt 144 Gemeinden, die einen Vino de Municipio, frei übersetzt, einen Ortsweine vorweisen können (Stand 2023). An der Spitze stehen die Vinos de Viñedo Singular, quasi Lagenweine, die 2017 eingeführt. Aktuell gibt es 59 dieser Lagen in der Rioja Alavesa, 52 in der Rioja Alta und 22 in der Rioja Oriental (Stand 2023).

Vitamin B: das Bordeaux und die Rioja

Die Ursprünge des Weinbaus in der Rioja gehen mutmaßlich auf die Römer zurück. Doch bis ins Mittelalter hinein, als Mönche für wichtige Verbesserung in Weinberg und Keller sorgen, produziert Region vorwiegend für den eigenen Verbrauch. Erst später findet die Weine der Rioja den weg in benachbarte Region – bereits seit 1560 mit einem eigenen Siegel. Die Entwicklung gewinnt große Dynamik, als Ende des 19. Jahrhunderts die Reblaus-Katastrophe im Bordeaux wütet. Händler, aber auch Weingüter aus der Region Bordeaux blicken in die Rioja und bedienen mit deren Weinen den französischen Markt. Gleichzeitig bringen sie bestes Weinwissen in die Bodegas … und die Eisenbahn gleich mit. Auf dieses Know-how und diese Infrastruktur setzt die Region später, beim Neuaufbau, nachdem die Reblaus auch ihre Weinberge zerstört hat. Und der Weg an die Spitze in Spanien sowie das seitdem erworbene internationale Ansehen der Rioja sprechen für sich.

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