Wem das Thema Histamin Kopfzerbrechen bereitet, der ist bei unserem Weinfreund Daniel Münster gut aufgehoben. Alles Wissenswerte rund um Wein und Histamin hat er für uns zusammengetragen.
Histamin hört sich als Begründung eigentlich recht glaubhaft an, wenn jemand am Morgen nach der Flasche Rotwein mit Kopfweh und Übelkeit zu kämpfen hat. Tatsächlich ist damit nur in verschwindend wenigen Fällen der wahre Übeltäter ausgemacht. Ähnlich wie die Sulfite zählen Histamine zumeist unberechtigt zu den üblichen Verdächtigen, wenn es um Beschwerden am „day after“ geht.
Bereits die reine Statistik verschafft dem Histamin ein gutes Alibi, denn Experten geben an, dass lediglich ein Prozent der Bevölkerung an einer Histamin-Unverträglichkeit leidet. Unter diesem Prozent befinden sich – die Damen müssen nun stark sein – zu 80 Prozent Frauen. Entgegen eines weiteren Vorurteils handelt es sich eben nicht um eine Allergie im klassischen Sinne, sondern um eine Unverträglichkeit, die wiederum allergische Reaktionen auslösen kann.
Unverträglichkeit bei zu hoher Menge
Der menschliche Körper stellt aus der Aminosäure „Histidin“ selbst Histamin her und setzt es als Botenstoff ein, der beispielsweise den Schlaf-Wach-Rhythmus regelt. Als Botenstoff wirkt das Histamin ebenso bei allergischen Reaktionen und Entzündungsreaktionen mit. Histamin erfüllt also wichtige Aufgaben und wird erst dann zum Problem, wenn zuviel davon im Körper vorliegt. Das wiederum hat seine Ursache im Fehlen eines „Diaminoxidase“ (DAO) genannten Enzyms, das für den Abbau des Histamins verantwortlich ist. Somit gilt es für die Betroffenen, möglichst wenig zusätzliches Histamin mit der Nahrung aufzunehmen. Zu den Köstlichkeiten, die Histamin enthalten, zählen leider Salami und Schinken, harte Käsesorten … und eben auch Wein.
An dieser Stelle möchte ich erneut ein paar Zahlen zur Aufklärung bemühen. Ein Liter Weißwein enthält weniger als ein Milligramm Histamin, ein Liter Rotwein maximal das drei- bis vierfache. Bestimmte Lebensmittel bringen dagegen bis zu 250 Milligramm pro 100 Gramm auf die Histamin-Waage. Allerdings ist beim Wein nicht nur an die Histamine zu denken, sondern auch an den Alkohol. Er hemmt die Tätigkeit jenes Enzyms – das bereits genannte DAO – welches für den Histaminabbau zuständig ist. Zudem kann der Alkohol auch bereits im Körper vorhandene Histamine freisetzen.
Wie kommt Histamin in den Wein?

In Sachen Histamin und Wein gilt als einfache Faustregel: Weißwein enthält weniger Histamin als Rotwein.
Allgemein entstehen Histamine, wenn Lebensmittel fermentiert werden oder ein Gärprozess an der Herstellung beteiligt ist. Das bedeutet für Wein, dass bereits gänzlich überreifes Traubenmaterial bei der Lese für einen Histaminanstieg sorgen kann. Naheliegend, dass somit auch lange Maischestandzeiten für einen erhöhten Histaminanteil verantwortlich sein können.
Noch entscheidender ist der Biologische Säureabbau, auch malolaktische Gärung genannt, bei dem die Apfelsäure im Wein zu Milchsäure umgewandelt wird. Je nachdem welcher Bakterienstamm da am Werke ist, kann es gleichfalls zu einer Erhöhung des Histaminanteils kommen. Da Weißweine generell weniger Histamin enthalten und zudem deutlich seltener diesen Prozess des Säureabbaus durchschreiten, kann man mit der Faustregel „Weißwein enthält weniger Histamin als Rotwein“ schon vielen Weinfreunden weiterhelfen.
Wein ohne Histamin, geht das?
Ja und nein. Winzer, die bewusst bei den oben beschriebenen Herstellungsschritten auf die Vermeidung von Histamin achten, können Weine anbieten, die nahezu histaminfrei sind. Die in solchen Weinen enthaltene Menge liegt quasi unterhalb der Grenze der Wirksamkeit.