Was ist Pouilly-Fumé?

Am 6. November 2025 · von Jürgen Overheid

Pouilly-Fumé zählt zu den renommiertesten Appellationen im Loire-Tal. Kenner schätzen die von dort stammenden Weißweine als eine der begehrtesten Spielarten der weltweit beliebten Rebsorte Sauvignon Blanc. Könnte man einen Pouilly-Fumé darum als einen vortrefflichen Botschafter seiner so typischen Zunft bezeichnen? Bei vortrefflich würden wir einen Haken machen, bei typisch nur bedingt.

Da weiß man, was man hat: knackige Zitrusnoten, Stachelbeere, gemähtes Heu, exotische Anklänge, wunderbare Frische in einem betont schlanken Körper. Egal, ob aus seiner französischen Heimat stammend, aus Neuseeland oder gar von deutschen Winzern kultiviert, so etwa in der Pfalz: Die große Popularität von Sauvignon-Blanc-Weinen erklärt sich nicht zuletzt durch ihre sehr eigene und darum so leicht erkennbare Stilistik. Auch ein Pouilly-Fumé repräsentiert einige dieser typischen Eigenschaften, doch seine ganz eigene Identität resultiert aus einem anderen Umstand, und den trägt er auch im Namen: Fumé. Zu Deutsch „geräuchert“.

Was macht einen Pouilly-Fumé so besonders?

Auf diese Frage gibt es nur eine Antwort: Es ist sein außergewöhnlich rauchig-mineralischer Ton, der einen Pouilly-Fumé schlicht unverkennbar macht. Blickt man auf die Bodenbeschaffenheit im Weinbaugebiet Pouilly-sur-Loire, glaubt man, bereits eine schlüssige und auch hinreichende Erklärung zu finden. Lehm- und Kalkstein, vor allem aber Kreideböden, durchsetzt von Silex, auch bekannt als Feuerstein, prägen das Terroir und definieren maßgeblich die mineralische Aromatik der Weine. Der Einfluss des Terroirs macht sich auch an den Weinbeeren deutlich sichtbar, die im Reifeprozess von einer ungewöhnlichen, aber eben typischen grauen, rauchfarbenen Schicht überzogen werden. Gleichwohl halten Fachleute auch eine weitere Erklärung bereit, die den Eindruck von „Fumé“ als ein Resultat chemischer Prozesse während der Gärung bezeichnen: Das Stichwort lautet Mercaptane. Damit sind schwefelhaltige organische Verbindungen gemeint, die im Gärprozess freigesetzt werden und zumeist fehlerhafte, bisweilen aber auch wünschenswerte Aromen zur Entfaltung bringen können – letztes bevorzugt bei der Vinifizierung von Sauvignon Blanc.

Wo liegt die Appellation Pouilly Fumé?

Pouilly-Fumé ist eine von zwei Appellationen des Weingebietes Pouilly-sur-Loire und steht ausnahmslos für jenen Sauvignon Blanc, dem dieser Beitrag gilt. Das besagte Weingebiet ist Teil der Weingroßregion des Val de Loire und deren Unterregion Vignobles de L’Orléans du Centre et de Auvergne zuzuordnen. Es liegt damit im östlichsten Teil des „Tals der Könige“ – aus touristisch-deutscher Perspektive bildet es gewissermaßen dessen Einfallstor. Namensgebend für das Gebiet ist die gleichnamige Gemeinde Pouilly-sur-Loire. Auf halber Strecke zwischen Tours und Dijon (Burgund), an der östlichen Seite der Loire gelegen, zählt der Ort zum Département Pays Nivernais. Auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses – im Département Cher – liegt die Stadt Sancerre, deren gleichnamige Appellation kaum weniger zu den Kronjuwelen der französischen Weinwelt zählt. Dem auf der Hand liegenden Vergleich der beiden Ortskonkurrenten wollen wir auch nicht aus dem Weg gehen, dazu später. Neben Pouilly-Fumé bildet Pouilly-sur-Loire die zweite Appellation des Gebiets – namensgleich zu diesem selbst sowie zur Ortschaft. Hier wird fast ausschließlich reinsortiger Chasselas kultiviert; in Deutschland kennt man diese Rebsorte als Gutedel, in der Schweiz auch als Fendant. In der sieben Weinorte umfassenden Appellation Pouilly-Fumé stehen derzeit rund 1.200 Hektar unter Bewirtschaftung, was einer Produktionsmenge von ungefähr 10 Millionen Flaschen jährlich entspricht.

Wie schmeckt ein Pouilly Fumé?

Wie schon eingangs angemerkt: Ein Pouilly-Fumé ist eine fraglos exzellente Interpretation von Sauvignon Blanc, aber auch eine betont eigenwillige. Zieht man das hinlänglich bekannte und sehr beliebte Aromaprofil der Rebsorte als Vergleichsgröße heran, ergeben sich natürlich Ähnlichkeiten, aber auch bedeutende Unterschiede. Die mutmaßlich größte Gemeinsamkeit liegt in der relativen Prägnanz von Stachelbeer- und Zitrusaromen. Grün-grasige Noten, wie sie einen Sauvignon Blanc oft kennzeichnen, findet man bei einem „Fumé“ hingegen seltener. Die ihm häufig zugesprochenen Anklänge von Ginster und subtilen Kräuternoten wiederum stehen weniger für den plakativen Stil eines „normalen“ Sauvignon Blanc. Wie die Rebsorte als solche, steht ein Pouilly-Fumé ebenso und immer für knackige Säure und kühle Mineralität, doch zugleich – zumeist – für eine ungleich elegantere und komplexere Struktur sowie deutlich mehr Tiefe. Das gilt insbesondere dann, wenn der Fumé, was gemeinhin üblich ist, erst nach drei oder vier Jahren aus der Flasche ins Glas fließt, Und umso mehr dann, wenn er – zumindest in Teilen – auch Holz gesehen hat, was bei gehobenen Qualitäten eher die Regel als die Ausnahme darstellt.

Letzteres führt nun zum Vergleich mit dem Konkurrenten am gegenüberliegenden Loire-Ufer. Pouilly-Fumé und Sancerre finden sich auf den Weinkarten der gehobenen Gastronomie nicht grundlos in zumeist direkter Nachbarschaft wieder. Tatsächlich stehen sich die beiden Sauvignon-Blanc-Ikonen von der Loire ziemlich nah. Auch hier ist es letztlich der markante, rauchige Ton des Pouilly Fumé, bisweilen wird er auch mit Schieferstein in Verbindung gebracht, der den entscheidenden Unterschied ausmacht. Master of Wine Kit Sevens vom Decanter bringt es auf eine simple Formel, wenn er dem Pouilly-Fumé mehr Körper und einem Sancerre mehr Spritzigkeit zuspricht: „Sancerre is like spring, Pouilly-Fumé like summer.“

Pouilly-Fumé und Pouilly-Fuissé: Verwechslungsgefahr

Genauso wenig wie ein Sangiovese namens Vino Nobile de Montepulciano aus dem so benannten Toskana-Dorf mit einem nach der Rebsorte Montepulciano benannten Montepulciano d’Abruzzo zu tun hat, existiert auch zwischen einem Pouilly-Fumé und einem Pouilly Fuissé keinerlei Verbindung. Bei letzterem handelt es sich um einen Chardonnay aus dem südlichen Burgund – auch ein toller Weißwein, aber eine ganz andere Kategorie. Also: besser zweimal hinschauen, bevor die Hand ins Regal greift oder der Finger auf die Taste klickt.

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Die französischen Monarchen hatten sich schon etwas dabei gedacht, als sie ihre prachtvollen Schlösser entlang der Loire errichteten. Die Gegend ist reizvoll und allemal eine Reise wert. Doch es geht auch viel einfacher. Gänzlich mühelos lassen sich Weine und Schaumweine von der Loire auch online bestellen, kommen sodann mit wenigen Klicks binnen weniger Tage vor die Haustür und von dort direkt ins Glas. Weinfreunde.de führt ein sorgfältig kuratiertes Sortiment mit Gewächsen aus der großartigen Weinregion im Herzen von Frankreich. Quer durch alle Stile und Ansprüche. Ein Pouilly-Fumé darf dabei nicht fehlen: Unsere Freunde vom Weingut J. de Villebois zeigen beispielhaft, welch große Weine diese herausragende Appellation hervorbringt.

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