Abgefüllt: Der Jahrgang 2016 im Portrait

Am 8. Mai 2017 · von Weinfreunde

Es ist noch nicht lange her, da trafen wir bereits eine erste Einschätzung zum Wein-Jahrgang 2016. Mittlerweile stehen viele Weine des Jahrgangs bereits im Regal und auch bei den Weinfreunden ist 2016 bei den deutschen und österreichischen Weißweinen gut vertreten. So lohnt ein etwas genauerer Blick auf die Besonderheiten und Qualitäten dieses Jahres.

Der Wein-Jahrgang 2016 hatte zunächst keine gute „Entstehungsgeschichte“: Im April sorgte nächtlicher Frost in vielen Regionen – insbesondere in Österreich – für eine unterdurchschnittliche Ausbildung der Trauben. Dann kamen der Mai und der Juni besonders in Deutschland reichlich verregnet daher. Die Niederschlagsmenge war manchenorts dreimal so hoch wie üblich. Das hört sich erst gar nicht so schlimm an, denn auch Rebstöcke können Wasser immer gut gebrauchen. Allerdings sorgte die Mixtur aus Feuchtigkeit und Wärme auch für ein Wohlfühlklima für Schimmel und Pilze.

Kein Pilz bitte! Mehltau sorgte für Ertragsverluste

Vor allem die Pilzerkrankung „falscher Mehltau“ suchte als vinophiles Schreckgespenst viele Winzer und Weinberge heim. Dadurch stand schon früh fest, dass man in Sachen Erntemengen weitere Abstriche machen musste. Für biozertifizierte Weingüter war es besonders schwer, da sie praktisch keine Möglichkeit hatten, sich gegen die Krankheit zu wehren. Glücklicherweise tröstete ein ausgesprochen freundlicher und warmer Spätsommer über die Schwierigkeiten hinweg. Und so konnten die meisten Winzer in Deutschland und Österreich ihre Trauben unter optimalen Bedingungen mit bester Reife ernten – wenn auch mit geringeren Erträgen.

Wein-Jahrgang 2016

Auch wenn die Ernte nicht groß ausfiel, die Ernte konnte unter optimalen Bedingungen geschehen

Auf ein Glas: Weißweine aus dem Wein-Jahrgang 2016 in der Flasche

Natürlich ist es schwierig, eine generelle Aussage über einen Jahrgang zu treffen. Zu groß sind die regionalen Unterschiede bei Weinen aus Deutschland und Österreich. Am ehesten lässt sich eine Verallgemeinerung finden, indem man die Komponenten Frucht, Säure und Alkohol betrachtet. Das Jahr 2016 steht nämlich für eine ausgeprägte Fruchtaromatik, eine etwas mildere Säure als üblich und einen moderateren Alkoholgehalt. Dies alles sorgt für Weine, die sich sehr gut trinken lassen, da sie durch fruchtigen Charme überzeugen und weder Säure noch Alkohol für übermäßige Ecken und Kanten sorgen.

Weinfreundschaftliche Tipps aus Deutschland und Österreich

Aus Deutschland möchte ich Ihnen im Folgenden ein 2016er Riesling-Trio ans Herz legen, das mich vollends überzeugt. Aus Österreich empfehle ich einen „Gemischten Satz“ sowie einen klassischen Grünen Veltliner aus dem DAC-Gebiet Weinviertel.

Steffen Meinhard hat hier den Jahrgang perfekt eingefangen: eine intensive Fruchtaromatik in Kombination mit einer wunderbar frischen Säure. Ein trockener Riesling, der durch seinen betörenden Duft immer wieder zum nächsten Schluck einlädt. Der Wein entstand in exklusiver Zusammenarbeit des Winzers mit den Weinfreunden.

Anette Closheim ist vinophile Frauenpower von der Nahe. Ihr Riesling „vom Löss“ besitzt eine extrem feine Mineralität, die durch das Aroma von tropischen Früchten gekonnt umrahmt wird. Mit anderen Worten: Der Frühling ist da, der Sommer kann kommen.

Das VDP-WeingutMüller-Catoir ist ein Neuzugang im Weinfreunde Sortiment und das ist auch gut so. Der 2016er Riesling stammt von einem nur selten vorkommenden Boden mit Sandstein-Prägung. Dadurch erhält der Wein eine Mineralität, die geradezu salzige Anklänge zeigt. In Kombination mit der tollen Frucht ein ganz besonderes Weinerlebnis.

Wie in unserem ersten Teil über das Weinland Österreich beschrieben, ist „Gemischter Satz“ wörtlich zu nehmen: In den traditionell angelegten Weingärten stehen die Reben nicht sortenrein, sondern gemischt. Früher war dies weit verbreitet und mittlerweile erlebt diese Anbaumethode ein längst überfälliges Comeback. Die „Symphonie“ von Pfaffl zeigt sich wunderbar fruchtbetont und überrascht mit einer schönen Gewürznote.

Der Grüne Veltliner aus dem Weinviertel besitzt die Klassifikation DAC („Districtus Austriae Controllatus“) und kommt daher besonders gebietstypisch daher. Diese Typizität äußert sich vor allem durch die Pfeffernote, die wunderbar harmonisch durch Aromen von Äpfeln und Birnen ergänzt wird. Im Abgang spielt er zusätzlich Zitrusnoten aus und qualifiziert sich dadurch zum idealen Essensbegleiter.

Doch grau ist bekanntlich alle Theorie. Gerade zum milden Frühlingswetter mit den ersten spürbaren Sonnenstrahlen passen die Weißweine des Jahrgangs ausgesprochen gut. Weinfreundschaftliches Ehrenwort!

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