Was bedeutet eigentlich Doppio Passo?
Am 10. Oktober 2024 · von Sven ReinboldDoppio Passo Primitivo verdankt seinen beeindruckend intensiven und vollmundigen Geschmack der Tatsache, dass die Trauben zu zwei verschiedenen Zeitpunkten während der Weinlese geerntet und auf der Schale vergoren werden: ein Teil bei voller Traubenreife, der andere als spätere Ernte. So entsteht ein weicher, fülliger und außergewöhnlich aromatischer Wein.
Das Weinland Italien braucht mit großen Namen nicht zu geizen. Berühmte Anbaugebiete wie Chianti oder das Piemont und jahrhundertealte Weindynastien wie die Antinoris suchen in der internationalen Weinwelt ihres gleichen. Einen besonderen Ruf haben sich auch besondere Herstellungsverfahren erworben, die ihren Ursprung in Italien haben.
Doppelt schmeckt besser: Doppio Passo
Dazu zählt beispielsweise der Amarone mit dem Trocknen der Trauben an der Luft – Appassimento genannt – und der wundersamen zweiten Gärung, dem „Miracolo dell’Amarone“. Mehr über den Amarone di Valpolicella haben wir bereits in einem eigenen Magazin-Artikel zusammengetragen. Dieses Mal heißt das Thema Doppio Passo. Seitdem der Doppio Passo Primitivo Salento sich zu einem weinfreundschaftlichen Geheimtipp entwickelt hat, stellt sich eine Frage immer dringlicher: Was heißt eigentlich Doppio Passo?
Mit dem Amarone hat er gemeinsam, dass es schwere, fruchtbetonte Weine mit ordentlicher Struktur und mitunter kräftigen Tanninen sind. Beim Amarone erfolgt diese Konzentration durch das Appassimento: Die Trauben trocknen an der Luft und verlieren Flüssigkeit. Der Anteil an Aromen und Farbstoffen in der Beere steigt. Und durch den ebenfalls erhöhten Zuckergehalt gewinnen diese Weine noch eine Extraportion Alkohol.
Zwei Ernten, eine gemeinsame Gärung
Diese zwei Schritte erfolgen auch noch an zwei Stellen der Weinherstellung. Zunächst wird zweimal geerntet. Ein Teil der Trauben für den Wein kommt zum normalen Erntezeitpunkt in den Keller. Der andere Teil hängt länger an den Reben, gewinnt somit mehr Reife und Konzentration. Etwa drei bis vier Wochen später werden auch diese Trauben geerntet. Die zweite Lese wird der ersten hinzugefügt und die Trauben gemeinsam vinifiziert.

Für einen Doppio Passo werden ausschließlich Trauben der Rebsorte Primitivo aus Apulien im Südosten Italiens genutzt.
Nur mit Primitivo aus Apulien
Es lassen sich noch weitere Unterschiede zwischen den beiden Weinen festhalten. Ein Doppio Passo enthält ausschließlich die Rebsorte Primitivo. Ein Amarone wird vorwiegend aus Corvina hergestellt. Ein Doppio Passo kommt aus Apulien im Südosten Italiens, der Amarone aus Valpolicella in Venetien. Der Doppio Passo Primitivo Salento hat seine Heimat im Absatz des italienischen Stiefels. Auf der Halbinsel Salento in Apulien wächst der Primitivo für diesen Wein. Das trockene, sehr warme Klima sowie die besonderen Böden geben dem Wein Körper und Charakter mit. Dennoch fällt der Alkoholgehalt in dem Wein mit 13% recht moderat aus.
Um so mehr kann sich ein Weinfreund am intensiven Aromenspiel ergötzen. Weiche Tannine und eine angenehme Restsüße verleihen dem Wein einen verführerischen Trinkfluss. Also Vorsicht! Aber irgendein Haar muss man ja in der Suppe finden. Cincin!