Was ist ein trockener Wein?

Am 3. Februar 2020 · von Stefan Behr

Mit dem Begriff Trocken kann in Bezug auf Wein fast jeder etwas anfangen. Trocken meint einfach „nicht süß“. Oder ist es doch nicht ganz so einfach? Das fragte uns Bettina R. aus Dabendorf. Weinexperte Stefan widmet sich dem Thema.

Wenn ein Wein als trocken bezeichnet wird, trifft dies immer eine Aussage über den Zuckergehalt. Da bei der alkoholischen Gärung der Zucker nie zu 100 Prozent in Alkohol umgewandelt wird, enthalten auch trockene Weine noch Restzucker. Dieser kann zwar gegen Null streben, doch laut offizieller Gesetzgebung im deutschsprachigen Raum, darf ein trockener Stillwein bis zu 4 Gramm Zucker pro Liter enthalten. In besonderen Fällen dürfen es sogar 9 Gramm Zucker sein – allerdings nur dann, wenn der Säuregehalt maximal 2 Gramm niedriger ist als der Restzucker. Besser verständlich an dem folgenden Beispiel erklärt: Ein Wein mit 9 Gramm Restzucker muss mindestens 7 Gramm Säure aufweisen, um noch als trocken zu gelten. Der Grund dafür liegt in der Tatsache, dass ein Wein mit ausgeprägter Säure den Eindruck von Süße reduziert. Eine Regelung, die vor allem für Weine wie Riesling durchaus Sinn ergibt.

Was bedeutet Trocken bei einem Schaumwein?

Bei Schaumweinen liegt in der Regel nicht nur ein recht hoher Säuregehalt vor, auch die Kohlensäure reduziert den Eindruck von Süße. Daher wird ein Schaumwein als trocken bezeichnet, der zwischen 17 und 32 Gramm Restzucker enthält – eine Menge, die einen Stillwein bereits „lieblich“ machen würde. Mehr zu den Bezeichnungen auf Schaumweinen, lässt sich in unserem Magazin-Beitrag Champagner, Sekt, Crémant, Cava & Co. nachlesen.

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Warum heißt es eigentlich „trocken“?

Der Begriff Trocken mutet bei genauerer Betrachtung eigentlich seltsam an, denn Wein ist eine Flüssigkeit und daher nicht trocken. Die Erklärung liegt in der Betrachtung der Weinherstellung. Bei der alkoholischen Gärung wird Zucker in Alkohol umgewandelt. Daher besitzen Weine mit wenig Zucker immer mehr Alkohol als Weine mit ausgeprägtem Restzucker. Und da Alkohol nicht nur in Wasser löslich ist, sondern es auch seiner Umgebung entzieht, macht der Begriff Trocken plötzlich wieder Sinn.

Kennzeichnen Tannine einen trockenen Wein?

Auch wenn Alkohol durch den eben beschriebenen, wasserentziehenden Effekt ein trockenes Gefühl im Mund entstehen lassen kann, wird ein trockener Wein häufig mit einem tanninreichen Wein verwechselt. Wie oft habe ich schon gehört: „Ich hoffe der Wein ist nicht zu trocken, das mag ich nicht“. Und diese Wahrnehmung ist eigentlich auch nicht erstaunlich. Tannine sind Gerbstoffe, die unsere Mundschleimhaut angreifen und einen trockenen, ja geradezu pelzigen Eindruck am Gaumen hinterlassen. Mit einem als trocken bezeichneten Wein hat das allerdings nichts zu tun.

Ihr habt noch weitere Fragen? Schreibt an: [email protected]

Trockenen Rotweine:

Trockene Weißweine

Mehr zu dem Thema beim Weinfreunde Podcast „Bei Anruf Wein“

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