Master of Wine oder Master Sommelier: Hauptsache von den Besten

Am 24. September 2019 · von Jürgen Overheid

Wer sind eigentlich die kompetentesten Experten für Wein? Weinfreund Jürgen Overheid beantwortet uns diese Frage mit einer Zusicherung: Einem Master of Wine oder Master Sommelier ist getrost zu vertrauen.

Wein ist nicht nur Leidenschaft und Genuss, nicht nur Spaß mit Freunden und ein ungemein spannendes Metier. Wein ist auch Geschäft. So braucht es ganz simpel neben Herstellern wie Winzern und Genossenschaften ebenso Profis für den Weinhandel und sogar für das Verkosten, also das Beschreiben und Bewerten von Weinen. Nicht zuletzt die Sommeliers in den Spitzenrestaurants sind Profis, die vom Wein leben. So weit, so gut. Aber wie steht es denn mit dem Sommelier und seiner Ausbildung? Und was hat es mit diesem ominösen Master of Wine auf sich? Wie erlangt man überhaupt den Titel eines Master Sommeliers oder gar Master of Wine?

Master of Wine: elitäres England

Für wen nur das Beste zählt, der landet zwangsläufig beim Institute of Masters of Wine in London. Das „Institut“ ist die Top-Adresse, wenn es um die höheren Weihen in der Weinbranche geht. Ohne Übertreibung zelebriert man dort die anspruchsvollste und umfassendste Ausbildung im gesamten Weinbusiness. Neun von Zehn, die die Ausbildung beginnen, schaffen es nicht zum begehrten Titel eines Master of Wine (MW). Selbst von den wenigen Kandidaten, die bis zur letzten Prüfung kommen, schafft es nur einer von vieren. Zur Veranschaulichung: Mit nicht einmal 400 Master of Wine ist der Club ähnlich elitär wie jener der lebenden Nobelpreisträger. In Deutschland sind es lediglich acht Personen, die den hart erworbenen Titel führen.

Das hat auch seine historischen Gründe. Erst seit 1987 lässt das 1955 gegründete Institute of Masters of Wine überhaupt Nicht-Briten zum Studium zu. Beginnend 1983 war es überhaupt möglich, dass auch Profis der schreibenden Zunft, sich dem Studium unterziehen. Zu den raren, die es auch tatsächlich geschafft haben, zählt übrigens Jancis Robinson. Sie ist die erste Person überhaupt, die weder Erzeuger noch Händler ist, und dennoch den Titel erlangt hat.

Weinkritikerin Jancis Robinson

Master Sommelière Jancis Robinson

Bereits die Anforderung für die Zulassung sind hoch. So muss man nicht nur eine Ausbildung und mindestens drei Jahre Berufserfahrung in der Branche nachweisen. Damit nicht genug, ist auch eine persönliche Empfehlung eines Master of Wine oder eines Grand Seigneurs der Branche vonnöten. Die Ausbildung folgt zu großen Teilen im Selbststudium. Präsenz- und Prüfungsphasen in einem der weltweit nur sechs Standorte gehören ebenso dazu. Erst seit 2018 wird eines der einwöchigen Seminare auch in Deutschland, nämlich in Neustadt/Pfalz angeboten. Beim Master of Wine geht es aber nicht nur um Önologie, um Weinanbau und die Technik im Keller. Betriebswirtschaftliche Themen wie Marketing und Vertrieb, aber auch das engere Thema der Weinqualität finden sich ebenfalls im Studienplan. Ein Master of Wine ist also weit mehr als jemand, der professionell Wein verkosten kann. Aber das kann er oder sie – immerhin ein Drittel der MW ist bereits weiblich – natürlich auch. So müssen bei einer Prüfung zwölf blind verkostete Weine perfekt beschrieben und genau identifiziert werden – und das an drei aufeinander folgenden Tagen.

Master Sommelier: Weintipps als Profession

Aber auch als Master Sommelier ist man ganz vorne dabei in Sachen Wein-Expertise, denn hier ist das Verkosten die eigentliche Stärke. Während der Master of Wine sehr umfassend, mitunter auch theoretisch ausgebildet wird, handelt es sich beim Master Sommelier eher um die „angewandten Wissenschaftler“ des Beschreibens und Bewertens, aber auch Empfehlens von Wein. Zum Titel eines Master Sommeliers führt eine vierstufige, gleichfalls sehr intensive und anspruchsvolle Ausbildung. Die Praxisanteile sind größer und schließen auch Schaumweine, Bier und Spirituosen mit ein. Doch das Empfehlen ist der eigentliche Clou und die oft ausgeübte Profession der Top-Sommeliers. Wer in Weinmagazinen blättert oder Weintipps in anderen Medien konsultiert, wird immer wieder auf eine Master Sommelier stoßen.

Auch die Voraussetzungen, um zur Master Sommelier-Ausbildung zugelassen zu werden, sind nicht ohne. Nachweislich professionelle Erfahrung im Metier von mehreren Jahren ist nur eine Hürde für ambitionierte Amateure. Geht es also auch eine Nummer kleiner? Schließlich ist noch kein Master of Wine oder Master Sommelier vom Himmel gefallen! Eine Möglichkeit, zu höheren Weinehren zu kommen, sei daher noch ergänzt.

WSET: Nachwuchsförderung auf hohem Niveau

Obgleich England nicht unbedingt mit beachtenswerten Weinregionen glänzen kann, die Top-Destination in Sachen Qualifizierung und Weinwissen ist und bleibt London. Denn auch der Wine & Spirit Education Trust – kurz WSET – hat dort seine Heimat. So ist beispielsweise Level 4 der WSET-Ausbildung eine anerkannte Möglichkeit, mit dem Master of Wine weiterzumachen. Aber insbesondere die WSET Level 3 und 4 sind nicht zu unterschätzen – selbst passionierte Weinfreunde mit etwas Ahnung können diese Ausbildung nicht einfach so nebenbei absolvieren. Wie der Name schon andeutet, geht es bei dem WSET-Programm nicht nur um Wein, sondern auch um Schaumwein, verstärkte Weine und Spirituosen sowie seit einigen Jahren auch um Sake, den japanischen Reiswein. Die Ausbildung erfolgt in Zusammenarbeit mit Institutionen wie der Deutschen Hotelakademie und anderen Anbietern. Die Prüfungsaufgaben sind für alle gleich, und erfahren vorab die Behandlung eines Staatsgeheimnisses.

Das führt zurück zum Einstieg in diesen Magazin-Beitrag. Manchmal ist Wein eben doch nur Leidenschaft und Genuss, nur Spaß mit Freunden und ein ungemein spannendes Metier. Und das ist auch gut so!

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