Bourbon Whiskey: Born in the USA

Am 9. Mai 2023 · von Michael Stolzke

Amerikanischer Whiskey hat einen Namen: Bourbon. Unser Podcaster und Spirituosenfreund Michael Stolzke hat aufgeschrieben, was man über Bourbon und Co. wissen sollte, um ganz auf den Geschmack zu kommen.

Bourbon ist in Deutschland überaus beliebt und hat bei den Verkaufszahlen sogar gegenüber dem allzeit gerühmten schottischen Whisky die Nase vorn – von den Whiskeys aus Irland ganz zu schweigen. Dabei ist es doch der irische Whiskey, mit dem der Bourbon Whiskey, so sein voller Name, das „e“ im Namen teilt. Das hat weniger mit der Machart des Whiskeys als mit den ersten Whiskey-Brennern in den USA zu tun.

Denn natürlich hat der amerikanische Whiskey schottische, irische und sogar walisische Gene. Aus diesen Teilen Großbritanniens stammen nämlich die Bourbon-Brenner der ersten Stunde ursprünglich. Bekanntestes Beispiel ist sicherlich Jack Daniel, der eine Großmutter aus Wales und einen Großvater aus Schottland zur Familie zählt. Doch Herkunft ist nicht alles, denn mit der Zeit entsteht in den USA ein eigener Whiskey-Stil, der sich von Vorbildern alsbald löst.

Jack Daniels Whiskey Fabrik

Jack Daniel’s zählt zu den bekanntesten amerikanischen Whiskeys

Bourbon: Whiskey-Heimat und Namensstifter

Der Name ist eigentlich ganz unamerikanisch. Er leitet sich nämlich vom französischen Königshaus der Bourbonen ab. Aber die Benennung von Orten mit französisch klingenden Namen war eine Geste der Dankbarkeit der US-Amerikaner. Die Franzosen hatten sie im Unabhängigkeitskrieg gegen die Briten maßgeblich unterstützt. So erklärt sich der Name von Louisville in Kentucky, aber auch das County Bourbon mit der Stadt Paris als Verwaltungssitz. Hier blühte die Whiskey-Herstellung als Erstes auf und bald galt der Bourbon als amerikanischer Whiskey schlechthin. Heute verstehen wir unter Bourbon einen Whiskey, der aus einer streng gefassten Region stammt, die sich die drei US-Bundesstaaten Kentucky, Tennessee und Virginia teilen.

Bourbon, Scotch & Irish Whiskey: Unterschiede

Der wesentliche Unterschied zwischen amerikanischen, schottischen und irischen Whisk(e)y liegt in den Grundzutaten. Sind es bei den Europäern gemälzte und ungemälzte Gerste sowie Weizen, die für das Destillieren die Basis geben, kommen beim Bourbon noch der alles bestimmende Mais (Corn) sowie in kleinerem Maße der Roggen (Rye) hinzu. Die Mischung der unterschiedlichen Grundzutaten macht einen Bourbon im Speziellen und die amerikanischen Whiskeys im Allgemeinen aus. Ist der Hauptbestandteil kein Mais, ändert der Whiskey auch den Namen und wird zum Rye Whiskey oder Wheat Whiskey.

Die Unterschiede in der Brenntechnik sind zwischen den Whiskey-Nationen überschaubar. Zumeist wird ein Bourbon zweifach in säulenförmigen Column Stills destilliert, die an die Herstellung irischen Grain Whiskeys erinnern, mitunter kommen aber auch blasenförmige Pot Stills nach schottischem Vorbild zum Einsatz.

Column Stills

Bei der Bourbon Produktion wird entweder auf eine Destillation in Column Stills (hier abgebildet) oder auf Pot Stills gesetzt

Fasslagerung: Erstbelegung hier, Zweitbelegung dort

Angeblich ist es der Baptisten-Prediger und Whiskey-Brenner Elijah Craigh, der als Erster auf die Idee kommt, gebrauchte Fässer auszubrennen, um sie anschließend für die Lagerung und Reife seiner Destillate zu verwenden. Damit ist das „Toasting“ der Fässer in der Welt und entwickelt sich zu einem Markenzeichen des amerikanischen Whiskeys, sprich Bourbons schlechthin.

Streng vorgeschrieben für die Reife eines Bourbon ist das getoastete Fass aus amerikanischer Weißeiche – und zwar in der Erstbelegung. Ein zweites Mal kommt dasselbe Fass nicht für einen Bourbon infrage. Dafür ist es in der „alten“ Whisky-Welt umso mehr gefragt. Insbesondere in Schottland sind die „Ex-Bourbonfässer“ für die Reife der eigenen Destillate inzwischen unverzichtbar – gleich ob sie von Islay oder aus den Highlands kommen.

Bourbon, Tennessee Whiskey & Co.

Bourbon ist im Prinzip der Basis-Whiskey in den USA. Seit 1964 darf er den Ehrentitel „America’s Official Native Spirit“ tragen. Alle anderen Spielarten des amerikanischen Whiskeys lassen sich von dem Rezept ableiten. Das betrifft zuallererst die Zutatenlisten – die Mash Bill –, aber auch die Reife im Fass. Die Herkunft des Brands oder seine Filtration machen einen weiteren feinen Unterschied.

Bourbon Whiskey

Per Vorschrift besteht die Mash Bill, also die aufgesetzte Maische, für einen Bourbon zu mindestens 51 Prozent aus Mais. Maximal sind 80 Prozent zulässig, die meisten Rezepte führen zwischen 65 und 75 Prozent Mais auf. Der Rest besteht aus gemälzter Gerste, Roggen oder sogar Weizen. Experimentierfreudige Brennereien verwenden mitunter noch Exoten wie Buchweizen, Einkorn, Hirse oder sogar Quinoa. Pflichtanforderung ist ebenso die Lagerung in getoasteten Fässern aus amerikanischer Weißeiche. Die Fässer müssen neu sein und dürfen für die Reife eines zweiten Whiskeys nicht eingesetzt werden. Eine Mindestreifezeit ist nicht vorgeschrieben, die Reifezeit des Bourbon kann die Distillery aber auf dem Etikett deklarieren.

Tennessee Whiskey

Ein Tennessee Whiskey ist ein Bourbon Whiskey mit zusätzlichen Qualitätsanforderungen. Vorgeschrieben ist wiederum ein Anteil von mindestens 51 Prozent Mais an der Maische. Auch die Fässer in Erstbelegung sind Vorschrift, allerdings muss ein Tennessee Whiskey mindestens zwei Jahre reifen, bevor er auf die Flasche kommt. Ferner muss er natürlich aus Tennessee kommen und in Kupferbrennblasen destilliert werden. Noch eine Besonderheit ist das Filtrieren mit Holzkohle, Charcoal Mellowing genannt. Ursprünglich bei Jack Daniel entwickelt, ist es mittlerweile für alle Tennessee Whiskey vorgeschrieben.

Jack Daniels

Der berühmteste Whiskey aus Tennessee: Jack Daniel’s

Rye Whiskey

Stellt der Roggen den überwiegenden Anteil in der Zutatenliste für die Maische, nämlich mindestens 51 Prozent, sprechen wir von einem Rye Whiskey. Er gilt als ursprünglichster Whiskey der USA und war bis zu Prohibition (1920 bis 1933) die Nr.1 unter den amerikanischen Whiskeys.

Corn Whiskey

Noch mehr Mais als bei einem Bourbon gefällig? Dann fällt die Wahl auf einen Corn Whiskey, der zu mindestens 79 Prozent aus Mais entsteht.

Wheat Whiskey

Ein Whiskey-Stil neuerer Zeit, der hauptsächlich auf Weizen bei seinen Destillaten setzt. Noch relativ selten zu finden.

Straight Bourbon

Noch einmal zurück zum Bourbon, für den keine Reifezeit vorgeschrieben ist. Lagert er jedoch mindestens zwei Jahre in den neuen, frisch getoasteten Eichenfässern und enthält keinerlei Zusatzstoffe, darf er sich Straight Bourbon nennen. Für den Kentucky Straight Bourbon gilt zudem, dass er aus Kentucky stammen muss.

Der Geschmack von Bourbon: weich, charmant, auch an der Bar

Der Mais trägt eine feine Süße in den Whiskey ein, die von den Vanilletönen der Holzreife wunderbar umspielt werden. Daher zeigt sich ein Bourbon sehr zugänglich und charmant. Keine strengen Torf- oder Rauchnoten, die einen verschrecken könnten – mit einem Bourbon freundet man sich schnell an. Vielschichtigkeit gewinnt dieser durch die anderen Getreide in der Rezeptur. Deshalb ist die hohe Kunst des Bourbons schon in der Mash Bill des Destillats begründet.

Mit deutlich würzigeren Tönen, die sich warm und angenehm im Whiskey zeigen, wartet dagegen ein Rye Whiskey auf. Insbesondere in der Bar-Welt erfreut sich der Roggen-Whiskey großer Beliebtheit, bildet er in einigen Cocktails doch eine interessante Alternative zum Cognac. Für Cocktail Nerds daher ein spannendes Genussexperiment, einen klassischen Sazerac mal mit Rye Whiskey, mal mit Cognac gegeneinander zu verkosten. Anders ausgedrückt: Bourbon und Konsorten sind aus der gepflegten Trinkkultur nicht wegzudenken. Cheers!

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