Cocktails: Die Kunst des Mischens

Am 31. März 2023 · von Michael Stolzke

Der Cocktail ist eine moderne Erfindung, wie Kollege und Spirituosen-Experte Michael zu berichten weiß. Eine kurze Geschichte des Cocktails und eine Verbeugung vor der Kunst der Barkeeper und Mixologen.

Geht es um die Geschichte des Cocktails, gilt es zunächst, sich genau die Zutaten anzuschauen, aus denen diese Geschichte gemixt ist. Denn schnell geraten hier nette Anekdote und begründete Vermutung durcheinander. Das beginnt bereits beim Namen, zu dem es mindestens fünf unterschiedliche Erklärungen gibt. Interessant sind sie alle und vielleicht genießt man sie einfach wie einen guten Old Fashioned, ohne sich zu entscheiden, welches wohl nun der echte Wortursprung von Cocktail sei.

Cocktail: Woher kommt der Name?

Ananas Cocktail

Wo der Begriff Cocktail ursprünglich herkommt, ist nicht ganz klar. Es kursieren allerdings mehrere Geschichten zur Herkunft des Worts.

An Hahnenfeder und Pferdeschwanz kommen wir auf der Suche nach dem Ursprung des Cocktails nicht vorbei – weder bildlich noch ganz konkret. Beginnen wir mit den Resten in den Gläsern, den „Tailings“, in einer Kneipe. Die sollen angeblich in einem Gefäß mit einem Zapfhahn, dem „Cock“, gesammelt und dann deutlich vergünstigt wieder an den Mann und die Frau gebracht worden sein. Zudem gab es wohl auch Gefäße mit einem Ausguss in Form einen Hahnenschwanzes.

Außerdem kursiert die Erklärung, die starken Drinks seien mit einer Hahnenfeder markiert worden, um Abstinenzler nicht ins Unglück zu führen. Eine andere Geschichte geht auf Hahnenkämpfe zurück. Der Sieger durfte dem Tier des Kontrahenten eine Schwanzfeder ausreißen, um anschließend „on the cock’s tail“, also auf die Hahnenfeder, anzustoßen. Auch die Herleitung des ursprünglich am Morgen getrunkenen Drinks vom frühen Hahnenkrähen ist zu finden. Dann gibt es auch noch das „Cock Ale“, das Hahnenbier, das als Ursprung ins Rennen geht.

Schnell noch auf die Pferde-Wort-Koppel, wo es von Cock Tails nur so wimmelt. Von den Arbeitspferden für die Kutsche, denen man den Schwanz beschnitt, bis zu einem unappetitlichen Händler-Trick taucht der Cock Tail auf. So führte man den Pferden Ingwer rektal ein, sodass sie die Schwänze hoben und lebhafter erschienen. Angeblich hätten sie dann auch das Maul einfacher geöffnet, um die Zähne begutachten zu lassen. Reicht jetzt auch, oder?

Ur-Cocktail: Die Old Fashioned Formel

Old Fashioned

Der Ur-Cocktail: Ein Old Fashioned.

Kehren wir zurück zum bereits empfohlenen Old Fashioned. Der gilt nämlich als Ur-Cocktail schlechthin, sodass sein Name eine Zeit lang sogar bedeutungsgleich zum Cocktail verwendet wurde. Zum Old Fashioned braucht es nicht viel. Whisky, am besten Rye Whiskey, Zuckersirup, falls nicht vorhanden eben einen Zuckerwürfel, und etwas Angostura Bitter. Alle Zutaten auf Eis verrühren, anschließend ins Glas geben. Eine Orangen- oder Zitronenscheibe leicht über dem Drink ausdrücken und ebenfalls ins Glas geben. Schon ist man beim ersten Cocktail, der diesen Namen historisch wirklich verdient.

Vom Old Fashioned lernen, heißt daher Cocktail lernen. Er zeigt die Grundformel in der einfachsten Ausführung auf: mindestens drei Zutaten, von denen zwei alkoholhaltig sein sollten. Oder wie es die erste ernsthafte Definition von 1806 definiert: Ein Cocktail sei „ein stimulierendes Getränk aus Spirituosen aller Art, Zucker, Wasser und Bitters“. Damit ist auch klar, dem findigen Barkeeper und Mixologen stehen alle Spirituosen zur Verfügung, von Whisky, Cognac, Rum und Gin bis zu Likören, aber auch für verstärkte Weine wie Portwein und Sherry sowie Süßweine gibt es die passenden Rezepte an der Bar.

Long, Short, High & Shot: Die Größe zählt

Kommen vorwiegend Spirituosen zum Einsatz, ist ein scharfer Blick auf den Alkoholgehalt angeraten. Maßvoll genießen, heißt beim Cocktail die Devise. Dabei hilft die Unterteilung der Cocktails in vier Gewichtsklassen:

Longdrink

Longdrink

Der Vodka Lemon ist ein populärer Longdrink, der erfrischend und fruchtig ist.

Neben der Spirituose kennzeichnet den Longdrink der sogenannte Filler. Das ist ein alkoholfreies, zumeist Kohlensäure enthaltendes Getränk. Wir sprechen also von Gin Tonic und Vodka Lemon, Whisky mit Cola oder Ginger-Ale. In der Regel kommen Longdrinks in hohe, schlanke oder kelchförmige Gläser, die 200 bis 250 Milliliter fassen. Es gibt jedoch einige, sehr aufwendige und spirituosenlastige Cocktails, die gleichfalls in diese Gewichtsklasse fallen.

Highball

Salopp formuliert ist der Highball die kleinere Ausführung eines Longdrinks. Er wird in Mengen zwischen 100 und 140 Milliliter serviert. Neben kleineren Longdrink-Gläsern wie Tumbler oder Old-Fashioned-Glas gehören manche von ihnen in Becher wie beispielsweise der Moscow Mule, der aus Vodka und Ginger Beer gemixt wird. Er zählt zu den bekanntesten Highballs neben dem Dark and Stormy, der auf Rum statt Vodka setzt, oder dem klassischen Scotch Soda. Wir sehen, auch beim Highball kommen kohlensäurehaltige Filler zum Einsatz.

Shortdrink

Die Shortdrinks umfassen die klassischen Cocktails im engeren Sinne. Um bei ihrer hochprozentigen Zusammenstellung den Genuss in den Vordergrund zu rücken, serviert man einen Shortdrink in kleineren Gläsern wie einem Coupette- oder einem Martini-Glas. In dieser 50- bis 100-Milliliter-Klasse versammeln sich die großen Namen von der Bar. Old Fashioned und Manhattan oder eben der Martini-Cocktail sind nur einige der Größen, die Kenner „short“ reichen. Verständlich beim Rye Whiskey oder Cognac mit Absinth, Bitter und etwas Zuckersirup – wie bei einem Sazerac.

Shooter oder Shot

Standard sind hier 20 Milliliter und der Shot ist auch das Format, in dem pure Spirituosen genossen werden. Aber es gibt auch hochprozentige Mixturen in dieser Größe wie den B 52 mit Kaffee- und Whisky-Likör sowie Rum oder den ebenso berüchtigten Kamikaze mit Vodka, Triple Sec und Limettensaft. Kleine Gläser verstehen sich von daher selbst.

Cocktail: Barkultur und Hausbar

verschiedene Cocktails

Die Welt der Cocktails ist riesig und scheint manchmal grenzenlos. Umso mehr Spaß macht es, verschiedene Cocktails zu probieren.

Die Bar ist ein Hort der gepflegten Trinkkultur, kein anderes alkoholisches Getränk wird mit so viel Sorgfalt und Raffinesse zubereitet wie ein Cocktail. Es ist eine Freude, die verschiedenen Cocktails zu probieren und herauszufinden, welche so ganz nach dem eigenen Geschmack sind. Als erste Orientierung dient dabei die Leitspirituose im Drink. Handelt es sich also um einen Cocktail auf Rum-, Whisky- oder Gin-Basis, oder geben Cognac und Brandy den Grundton vor. Hilft diese Überlegung nicht weiter, wenden wir uns vertrauensvoll an die Frau oder den Mann hinter der Bar. Schließlich sind sie geschult darin, uns die Cocktail-Wünsche von den Lippen abzulesen.

Spaß macht es natürlich auch, sich selbst im Mixen und Shaken zu üben. Schritt 1 ist dabei der Blick auf die Hausbar. Oft kommen Liköre und Bitterspirituosen zum Einsatz, die nicht unbedingt zum Standard zählen. Deshalb – wie beim Kochen nach Rezept – erst einmal die Zutatenliste checken!

Grundausrüstung: Gläser, Shaker & Co

Die passenden Gläser für die verschiedenen Cocktails sind oben schon beschrieben. Doch noch wichtiger sind die Barwerkzeuge. Für die ersten Cocktail-Gehversuche benötigen wir einen Schüttelbecher (Shaker), einen Messbecher (Jigger) – mit am besten zwei unterschiedlichen Maßen – sowie ein Rührglas und ein Bar-Sieb (Strainer). Findet man Gefallen am Mixen, kann man die Ausstattung schrittweise ergänzen. Zitruspresse, Barzange, Zestenreißer, Stößel, Eismesser … gehören schon zur besseren Ausstattung. Also, gleich ob geschüttelt oder gerührt, viel Spaß mit dem nächsten Cocktail. Um mehr über die Künste der Mixgetränke und Cocktails zu erfahren, können sie in zugehörige die Folge des Weinfreunde Podcasts „Bei Anruf Wein“ reinhören.
 

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