Künstliche Intelligenz und Wein

Am 25. Februar 2025 · von Jürgen Overheid

„Welche Rolle spielt künstliche Intelligenz im Weinbau?“ – gibt man diesen Satz, oder genauer gesagt, diesen „Prompt“ in ChatGPT ein, liefert der Chatbot des Unternehmens OpenAI innerhalb eines Bruchteils von Sekunden eine brauchbare und informative Antwort. Wie der Name schon verrät, ist Online-Kommunikation die Kernkompetenz von ChatGPT.

Der digitale Weinberg

Auf die eingangs erwähnte Frage antwortet der ChatGPT-Bot mit einer Reihe von Informationen. Künstliche Intelligenz hilft unter anderem dabei, bestimmte Prozesse im Weinbau zu optimieren. Das reicht von der Überwachung des Pflanzenwachstums über die Analyse von Wetterdaten bis zur Vorhersage von Erträgen. Ein bestaunenswertes Beispiel für KI-gestützte Weinproduktion ist die Optimierung des Rebschnitts: Zunächst fotografiert man die zu beschneidenden Rebstöcke eines Weinbergs. Dann werden diese Fotos mithilfe von KI in 3D-Modelle der Weinreben „übersetzt“.

Wenn jetzt noch Daten über Zustand, Alter und Wachstumsmuster der Reben einbezogen werden, brauchen die Winzerinnen und Winzer nur noch ihr Smartphone auf die Rebstöcke zu richten und eine App zeigt an, wo genau der Rebschnitt erfolgen muss.

KI: Schöne neue Weinwelt?

Wie lässt sich ein emotional besetztes Thema wie Weingenuss mit eher kopflastigen Begriffen wie Digitalisierung und KI-Nutzung verbinden? Das ist eine Herausforderung, der sich heute sowohl die Weinmachenden als auch Konsumentinnen und Konsumenten stellen müssen.

Obwohl, wie oben beschrieben, KI auch schon im Keller und im Weinberg genutzt wird, sind viele Winzerinnen und Winzer sicherlich erleichtert, dass ihnen künstliche Intelligenz einige, manchmal als unangenehm, aber notwendig empfundene, Aufgaben abnimmt. In Bereichen wie Marketing, Zeit- oder Büromanagement kann KI ihre Stärken voll ausspielen.

Die Weinwelt wird immer größer und vielfältiger. Was für Genießerinnen und Genießer ein Gewinn ist, stellt Weinbau-Betriebe vor die geradezu herkulische Aufgabe, sich in diesem stetig wachsenden Wein-Universum authentisch und professionell zu platzieren. KI kann helfen und Weinbeschreibungen erstellen, Werbebroschüren schreiben oder auch eine komplette Website designen. Das kann sie aber nur, wenn man ihr die richtigen Fragen stellt, genauer gesagt die richtigen Aufgaben erteilt. In der KI-Welt nennt man diese Aufgaben „Prompts“.

Ihr Chatbot empfiehlt

Auch für Weinfreundinnen und Weinfreunde mischt KI die Karten neu. Ein Beispiel: Heute Abend kommen Gäste, es gibt Huhn in einer Morchel-Sahnesoße und sie möchten natürlich den passenden Wein dazu servieren. Was tun? Bisher hatte man zwei Möglichkeiten: Man zieht im Supermarkt eine hübsche Flasche Weißwein aus dem Regal oder man lässt sich im Fachhandel beraten, was natürlich einen guten und informierten Fachhändler voraussetzt.

Jetzt gibt es eine weitere Möglichkeit: Man „promptet“ ChatGPT mit der Aufgabe „Ich möchte eine Weinempfehlung zu einem Huhn mit Morchel-Sahnesoße“. Die Antwort kommt prompt: Chablis Premier Cru (Chardonnay), Meursault (ebenfalls Chardonnay) oder auch ein deutscher Weißburgunder kommen infrage. Die ersten beiden Tipps sind lecker, aber leider relativ kostenintensiv. Wenn man im Prompt noch das Wort „preisgünstig“ einbaut, gibt ChatGPT gleich doppelt so viele Empfehlungen, die „nicht die Bank sprengen“ (Humor hat der Bot also auch!). Fazit: Je detaillierter der Prompt, umso brauchbarer ist das Ergebnis.

KI – und jetzt?

KI ist definitiv gekommen, um zu bleiben. Auch in der Weinwelt. Und wie in allen Bereichen des Lebens wird KI auch in diesem Bereich zu einer bestimmenden Größe werden. Die Nutzung von KI wirft allerdings Fragen auf: Was macht KI mit der Weinkultur? Wird sie ihrer Sinnlichkeit beraubt? Wird das Getränk Wein durch KI-gestützten Weinbau zu sehr optimiert und dadurch glatt gebügelt? Empfehlen Chatbots nur noch die immer gleichen Weine, basierend auf Popularität und der Anzahl von Klicks? Haben Nischen-Weine noch eine Chance?

Es bleibt abzuwarten. Vielleicht wird es im Weinhandel der Zukunft „KI-Weine“ und „MI-Weine“ geben – also Weine, die entweder mit künstlicher Intelligenz oder mit menschlicher Intelligenz erzeugt wurden …

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