Barolo und Barbaresco: Brüderpaar aus dem Piemont

Am 16. Oktober 2017 · von Sven Reinbold


Unser Weinfreund Sven Reinbold entführt uns erneut nach Italien. Diesmal geht die Reise ins Piemont, um uns zwei Ikonen des Weinlandes vorzustellen: die beiden Nebbiolo-Brüder Barolo und Barbaresco. 

Piemont

Die Region wird von den Alpen und dem nördlichen Apennin schützend umgeben und lässt sich ganz treffend mit „am Fuße der Berge“ übersetzen. Das Piemont liegt somit im äußersten Nordwesten Italiens, grenzt an die Schweiz und Frankreich und ist Nachbar von Ligurien, der Lombardei, der Emilia Romagna und dem Aostatal. Wenn es um den besten Wein Italiens geht, dann befindet sich der große Konkurrent Toskana quasi in Sichtweite.

An Tradition und Weinbaugeschichte nehmen sich Italiens Anbaugebiete nicht viel. Doch im Piemont waren es vor den Römern schon die ligurisch-keltischen Tauriner, die sich um die Weinfreunde der Antike bemühten. Besonderen Einfluss übten in der Moderne französische Winzer und Önologen – wie Louis Oudart – aus, weshalb das Piemont oftmals als „italienischer Burgund“ tituliert wird.

Ikonen der Weinregion

Barolo

Die Weinbauregion Le Langhe im Piemont ist nicht nur berühmt für ihren Barolo – sie gehört auch zum UNESCO Welterbe.

Doch braucht das Piemont keinen Pinot Noir um gute Weine zu machen, das Piemont hat seinen Barbera und vor allem seinen Nebbiolo. Aus Nebbiolo entstehen mit dem Barolo und dem Barbaresco die Ikonen des Weinbaugebiets. Das Streben nach Qualität ist für die Weinbranche im Piemont oberstes Gebot. So sind für die Region zwar 42 DOC- und darüber hinaus 16 DOCG-Bereiche festgelegt, aber es gibt keine IGT-Qualität. (Mehr über die Qualitätsstufen in Italien).

Vier Unterbereiche gliedern die große Weinregion: „Piemonte L’Astigiano“, „Piemonte Le Langhe“, „Piemonte Il Monferrato“ und „Piemonte Il Nord“. Das namhafteste Gebiet in diesem Quartett ist sicherlich „Le Langhe“ rund um die Stadt Alba gelegen. Aus der Hügellandschaft im Osten Piemonts stammen die berühmten, extrem alterungsfähigen Barolo und Barbaresco. Weine mit intensiver Nase und wunderbarer Farbe, die Struktur und saftiges Aromenspiel mitbringen.

Charakterkopf mit Weltruhm: Barolo

Barolo

Mit zunehmender Reife bildet sich ein weiß schimmernder Belag auf der Rebsorte Nebbiolo, die ihren Namen vom italienischen „Nebia“ (dt. Nebel) bezieht.

Beginnen wir mit dem Barolo, der zu den international bekanntesten Weinen Italiens zählt. Ein Barolo besteht zu 100 Prozent aus der Rebsorte Nebbiolo, die ihren Namen vom Nebel, italienisch „Nebia“, bezieht. Damit ist aber weniger der Nebel gemeint, der sich bei der spät reifende Traube bereits in der Erntezeit über den Weinbergen zeigt. Vielmehr ist damit ein weiß schimmernder Belag auf den Beeren beschrieben, der sich mit zunehmender Reife ausbildet. Ein Barolo zeichnet sich durch eine recht lange Maischezeit aus, die bis zu 30 Tage zählen kann. Dies erklärt sein Farbenspiel, vor allem aber die intensive Aromatik, die sozusagen alles aus den Trauben mitgenommen hat, was es zu holen gab.

Bei der traditionellen Herstellung spielen zudem noch die Stiele eine Rolle, die nur grob von den Trauben getrennt werden und teilweise mit in die Maische wandern. Der Anteil der Gerbstoffe erhöht sich dadurch spürbar, was junge Barolos meist recht ruppig und unwirsch erscheinen lässt, gleichzeitig aber einer langen Reife auf Fass und Flasche entgegenkommt. Ein guter Barolo braucht seine Zeit. So ist gemäß DOCG-Statut bereits eine Reife von 38 Monaten vorgeschrieben, davon mindestens 18 Monate im Holzfass. Für einen Riserva gelten sogar 62 Monate Reifezeit.

Kleiner Bruder? Großer Wein! Barbaresco

Etwas großzügig wird der Barbaresco oft als der kleine Bruder des Barolo abgetan. Richtig ist, auch die Weine dieser „Denominazione di Origine Controllata e Garantita“ werden zu 100 Prozent aus der Rebsorte Nebbiolo gekeltert. Und die gleichlautende Ortschaft Barbaresco liegt auch nur knappe 20 Kilometer vom ebenfalls namensgebenden Barolo entfernt. Allerdings liegt dieses Weingebiet etwas tiefer, was ein wärmeres Klima bedeutet, so dass der Nebbiolo in Barbaresco eher gelesen wird als in Barolo.

Dadurch zeigt sich der „kleine Bruder“ in jungen Jahren schon zugänglicher und offener als ein Barolo, hat meist auch etwas weniger Alkohol und Tanningerüst. Die Lagerfähigkeit fällt dadurch in der Regel ein wenig geringer aus, doch sind für den DOCG Barbaresco immerhin 26 Monate Reifezeit vorgeschrieben – davon neun im Holzfass. Ganze 50 Monaten Reife sind es bei einem Barbaresco Riserva.

Selbstverständlich wird es dem Piemont nicht gerecht, diese so vorzügliche Weinregion auf Barolo und Barbaresco einzuschränken. Andererseits kann man sich kaum einen genussvolleren Einstieg ins Piemont vorstellen als mit den beiden roten Brüdern.

Barolo 2018
Weinempfehlung
Barolo 2018
Virna Borgogno
RotweinNebbioloPiemont

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