Sekt: prickelnd echt nur aus Deutschland

Am 29. April 2020 · von Weinfreunde

Weinfreunde-Kollege Jürgen Overheid ist ein echter „Sektierer“. Aus Anlass des Deutschen Sekttages legt er nun ein prickelndes Bekenntnis für den Schaumwein Made in Germany ab.

Diesen Titel nimmt uns keiner: Deutschland ist unbestrittener Schaumwein-Weltmeister. In keinem anderen Land der Welt gibt man sich so freudig dem prickelnden Vergnügen hin wie bei uns. Und das verdankt sich dem über Generationen hinweg nachweisbaren Sekt-Gen der Deutschen.

Ob es tatsächlich der Mönch Dom Perignon in der Champagne war, der beiläufig den moussierenden Wein dank zweiter Gärung und explodierender Flaschen entdeckte, oder ob er sich das Verfahren doch einfach in Limoux im Languedoc abgeschaut hat – darüber mögen sich unsere französischen Nachbarn müßig streiten. Bescheiden wir uns mit dem Blick in die Mitte des 19. Jahrhunderts, als an Rhein und Mosel die ersten deutschen Hersteller des moussierenden Weins durchstarten. Sozusagen im prickelnden Silicon Valley jener Epoche.

Es ist die Gründerzeit des Sekts. Ohne, dass sich der Name für das „neue“ animierende Getränk bereits durchgesetzt hätte. Damals werden jene Namen und Marken groß, die uns bis heute beim Einkaufen im Supermarktregal begegnen. Dabei erweist sich insbesondere der „Sparkling Moselle“ als internationaler Verkaufsschlager. In England ist er ebenso legendär, wie der berühmte Lieblingswein von Queen Victoria, der „Hochheimer“, und gelangt via Empire bis nach Singapur, Indien und Honkong. Ein Erfolg, an den heutzutage exquisite Winzersekte – nicht nur von der Mosel – anknüpfen.

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Wie der Sekt zu seinem Namen kommt

Es mag eine simple Verballhornung im Überschwang sein oder doch die kreativ inspirierte Geburtsstunde eines neuen Namens für ein bereits bekanntes und beliebtes Getränk. Auf jeden Fall kommt der Sekt in Berlin zu seinem bis heute selbstverständlich geläufigen Namen. Tatort ist das „Lutter & Wegner“, direkt am Gendarmenmarkt gelegen, in dem sich regelmäßig eine illustre Runde prominenter und weniger bekannter Künstler trifft. Unter ihnen befinden sich der Schriftsteller E.T.A. Hoffmann und der Schauspieler Ludwig Devrient. Der Theaterheld ist dafür bekannt, dem moussierenden, das heißt schäumenden, Wein besonders leidenschaftlich zuzusprechen. Als er eines Abends noch ganz in der Rolle des Shakespeare‘schen Falstaff gefangen das „Lutter & Wegner“ betritt, fordert er lauthals: „Bring‘ er mir Sec Schurke!“. Obgleich im Shakespeare Stück damit wohl ein trockener Sherry, ein Seco, gemeint ist, so weiß doch der aufmerksame Ober sofort, wonach der Schauspiel-Prominenz gelüstet. Nach einem schäumenden Wein aus deutschen Landen, eben nach einem prickelnd perlenden „Sekt“.

Sektgläser

Sekt: Luxus des kleinen Mannes

Es braucht seine Zeit, bis sich der neue Name in ganz Deutschland durchsetzt. Doch kaum ist es soweit, gerät der Sekt gleich in politischen Misskredit. Aufgrund der hohen Beliebtheit des Schaumweins kommt das Deutsche Reich auf die nüchterne Idee, eine Sektsteuer einzuführen, um damit den Bau der Kriegsflotte zu finanzieren. Kaiser Wilhelm II. und der berüchtigte Flottenbauverein lassen grüßen. Nun wurden seitdem immerhin zwei deutsche Kriegsflotten versenkt, die Sektsteuer aber gibt es bis heute. Das verändert den Blick auf die traditionelle Schiffstaufe mit Sekt. Zudem setzt Frankreich im Nachgang des verlorenen Ersten Weltkriegs durch, dass es keinen deutschen „Champagner“ mehr geben darf, so dass „Sekt“ den letzten schäumenden, deutschen Ausweg weist.

Als in den 1960er Jahres das Wirtschaftswunder brummt, ist auch die zweite verlorene Flotte wieder vergessen. Sekt avanciert zum Symbol des aufkommenden Wohlstands und zum Luxusgut des kleinen Mannes und so mancher großen Frau. Dieses Image prägt ihn bis heute, wenn auch unter anderen Vorzeichen. Aber Sekt ist und bleibt einfach das besondere Extra für große und kleine Anlässe, das Getränk, das stets auch eine gewisse Noblesse auszeichnet.

Deutscher Sekttag: Sektkultur zum Anfassen

Das besondere Erbe unser Sektkultur lebendig werden zu lassen, ist die Idee des Deutschen Sekttags. Erstmals vor 23 Jahren ausgerichtet gibt es an diesem Ehrentag für Sektierer, der übrigens stets mit Muttertag zusammenfällt, besondere Events in den großen und kleinen Sektkellereien dieses Landes. Vom Tag der offenen Tür bis zu bunten Festen mit Musik und Verkostungen der Sektkreationen: an diesem Tag im Mai wird Sektkultur spürbar wie sonst nie. Nur im Corona-Jahr 2020 ist jedoch alles anders, und es muss auf das Prickeln in guter Gesellschaft verzichtet werden. Die deutsche Sektkultur lässt sich aber nicht beirren und mit Blick auf die Widrigkeiten des Lebens heißt es um so mehr: „Bring‘ er mir Sec Schurke!“

Zeig uns deine Lieblings-Sektmomente zum deutschen Sekttag unter dem #perlenimglas.

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