Die Literflasche: Magnum des unkomplizierten Weingenusses

Am 2. September 2019 · von Sven Reinbold

Sven ist unser Mann für die Trends in der Weinbranche. Um so überraschender, dass er über eine Frage des Formats berichtet. Viele Argumente für einen Liter Wein.

Anscheinend haftet ihr noch immer ein zweifelhafter Ruf an – der Literflasche. Traditionell abgestempelt als die Flasche für simplen Schoppenwein, für die günstigen Weine im offenen Ausschank halt. Günstig im Sinne von billig, aber nicht gut. Bestätigt wurde das Vorurteil auch durch, sagen wir mal, den ambulanten Konsum: Stichwort Lambrusco.

Dabei ist es längst an der Zeit, mit diesem Vorurteil aufzuräumen. Denn spätestens seitdem Starwinzerin Elisabetta Foradori mit dem „Unlitro“ ihres Weinguts Ampeleia regelmäßig um die 90 Punkte einsammelt, steht das Liter-Format noch für etwas anderes. Es ist die große Bühne eines Weinmachers, um die Basisqualität seiner Weine vorzuführen. Der Literwein ist quasi die „Base Line“ mit Anspruch.

Der schlechte Ruf der Literflasche

Bei der Wahl des Weines haftet dem Liter-Format noch immer ein negativer Ruf an. Zu unrecht, wie wir finden.

So erklärt sich das Kritikerlob für den „Unlitro“ aus der Maremma, das bringt aber auch VDP-Weingüter wie Kruger-Rumpf oder Münzberg dazu, den Literwein als echtes Statement zu begreifen. Unverblümt macht dies eine Mitteilung auf der Website des Weinguts Münzberg deutlich. Dort heißt es: „Rieslinge als GG, Erste Lagen und Ortsweine wird es nicht mehr geben. Riesling füllen wir ab dem 2018er nur noch als Liter- und Gutswein ab.“ Auch der „Riesling Liter“ von Kruger-Rumpf ist ein QbA (Qualitätswein bestimmter Anbaugebiete) aus gutem Hause und damit das Aushängeschild für die Einsteigerqualität des VDP-Weinguts.

Kleine Kollegenschelte & verkannte Magnum

Noch einmal zurück zu den Sympathiewerten. Servieren Sie doch beim nächsten Treffen mit Freunden versuchsweise den „Riesling Liter“. Zeigen Sie ganz unbedarft die Flasche vor – samt Schraubverschluss –, damit jeder das Liter-Format erkennt. Sie werden ihren Spaß haben und angeregte Gespräche sind garantiert.

Nach wie vor gilt die 0,75 Liter fassende Flasche als die Normalflasche. Wird es bei Wein und vor allem Champagner noch größer, reden wir also über Magnum, Jéroboam & Co., wächst auch das Raunen im Raum an. Und zwar ganz anders als bei dem kleinen Sozialexperiment mit dem Kruger-Rumpf „Riesling Liter“. Nur die Literflasche bleibt von dem Ansehenszuwachs per größerem Fassungsvermögen ausgeschlossen. Dabei ist sie doch die Magnumflasche für unkomplizierten Weingenuss.

 

Und zugegeben, auch die Weinfreunde selbst sind da auf einem Auge blind. Der ansonsten vorbildliche Magazinbeitrag meines Kollegen Sven Reinbold über die verschiedenen Flaschenformate und -größen hat nur einen blinden Fleck. Sie erraten es: die Literflasche!

No shame on you: Literwein

Aber es braucht keinen VDP-Adler, um für den Literwein ganz überzeugend eine Lanze zu brechen. In unserem Shop finden sich unter anderem auch Liter-Exemplare von zwei Stammwinzern der Weinfreunde: vom Badener Andreas Hiss und vom Weingut Schroth aus der Pfalz.

Echte Spitzenweine im Literformat

Trotz des schlechten Rufes der Literflasche finden sich immer öfter echte Spitzenweine im inneren.

Last but not least gilt es noch ein Argument zu ergänzen. Gute Literweine bieten oft ein unschlagbares Preis-Genuss-Verhältnis. Insbesondere dort, wo Einstiegswein und Literflasche zusammenkommen, mausert sich das einst so ungeliebte Format zur ersten Visitenkarte des Weinmachers und des Weinguts. Und das ist auch gut so.

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