Was sind vertikale und horizontale Verkostungen?

Am 14. Juli 2022 · von Sven Reinbold

Unter einer Vertikalverkostung versteht man eine Weinprobe, bei der ein und derselbe Wein aus verschiedenen Jahrgängen probiert wird – in der Regel bei einem älteren Jahrgang beginnend und mit einem aktuellen abschließend. Bei der Horizontalverkostung kommen hingegen nur Weine aus dem identischen Jahr ins Glas. Typischerweise stammen diese aus dem gleichen Anbaugebiet und auch die Rebsorte oder Cuvée ist in aller Regel vergleichbar. Die Menge der verkosteten Weine ist in beiden Fällen nicht festgelegt.

Johannes M. aus Kaufbeuren war in seiner Mail an das Frag’ die Weinfreunde Team zum Scherzen aufgelegt: Wein in der Vertikalen zu verkosten klinge noch machbar, aber in der Horizontalen wäre dies schon problematischer. „In der Tat“, könnte man darauf belustigt antworten, doch ging es dem Weinfreund – ganz im Ernst – um die Klärung zweier Begrifflichkeiten. Was ist mit einer Horizontalverkostung und Vertikalverkostung tatsächlich gemeint?

Vertikale Verkostung

Die geometrischen Lagebezeichnungen für diese Art von Weinverkostungen zu wählen, könnte nicht treffender sein: Bei der Vertikalen geht es um einen einzelnen Wein, der aus unterschiedlichen Jahrgängen verkostet wird – dabei startet man mit älteren Weinen und nähert sich dann über beliebig viele Flaschen neueren Jahrgängen. Wie auf einer senkrecht oder vertikal aufgereihten Perlenschnur.

Bei einer Vertikalen geht es in erster Linie darum, den Unterschied von Weinen eines Weinguts über die Jahre hinweg zu bewerten, um sowohl die Eigenschaften des Jahrgangs als auch die Arbeit im Weinberg und Keller beleuchten zu können.

Müller-Catoir vertikale Verkostung

Bei einer vertikalen Verkostung wird der gleiche Wein von unterschiedlichen Jahrgängen verkostet

Horizontale Verkostung

Da es bei der Horizontalverkostung um unterschiedliche Weine aus einem Jahr geht, ist die Bezeichnung ebenfalls äußerst passend: Man bewegt sich mit Weinfreunden auf einer horizontalen, gleichbleibenden Linie durch ein Anbaugebiet, eine Appellation.

Bei der sogenannten Horizontalen geht es wiederum um Unterschiede einzelner Weingüter innerhalb eines Jahrgangs. Sie liefert Antworten auf die Frage, wie die Winzer mit fast identischen Bedingungen des Jahrgangs in Bezug auf ihren Wein umgegangen sind. Auch hier geht es also um eine Vergleichbarkeit.

Beide Formen der Verkostung liefern lehrreiche Erfahrungen, die zu allerhand Austausch zwischen begeisterten Weinfreunden führen.

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