Stehen schöne Weinetiketten auch für gute Weine?

Am 8. Dezember 2023 · von Weinfreunde

Schöne Weinetiketten bedeuten nicht zwangsläufig, dass ein Wein gut ist. Von einem ansprechend gestalteten Weinetikett lässt sich also nicht auf die Qualität eines Weines rückschließen. Dennoch sollte die Bedeutung des Weinetiketts bei der Kaufentscheidung nicht unterschätzt werden. Gleich im vielfachen Sinn ist das Weinetikett das „Gesicht“ eines Weines.

Bekanntlich heißt es beim Genuss von Speisen, das Auge esse mit. Mit Blick auf Wein will Melina H. aus Bad Homburg nun wissen, ob auch ein schönes, gut gestaltetes Etikett auf die Güte eines Weines rückschließen lasse. Eine Frage, die eher auf Stil als auf Qualität abzielt, wie wir meinen. Dabei ist ein Etikett nicht nur ein Design-Produkt, sondern auch eines von rechtlichen Vorgaben, was zumindest bei den schriftlichen Angaben die künstlerischen Freiheiten deutlich einschränkt.

Weinetiketten: reduziert, künstlerisch oder schlicht informativ

Im Gegenzug lässt sich verallgemeinernd festhalten: Je höher die Klassifikation eines Weines ausfällt, desto mehr schriftliche Angaben finden sich auf dem Etikett. Was alles auf ein Weinetikett gehört, erklärt der Beitrag Weinetiketten: Information und Design“ im Magazin. Wichtig ist, dass man dabei zwischen Pflichtangaben wie Name des Weinguts oder Herkunft und freiwilligen Angaben unterscheiden muss. Wer will, wie etwa der Pfälzer Star-Winzer Markus Schneider, schafft mit weniger Wort mehr Raum für Gestaltung. Andere setzen auf eigenwillige Illustrationen oder wie das berühmte Château Mouton-Rothschild komplett auf Kunst: Seit 1945 gestalten international renommierte Künstler das Etikett des Grand Vin des Hauses, sodass selbst leere Flaschen den Status eines limitierten Kunstwerks besitzen.

Ein gutes Weinetikett bleibt in Erinnerung

Mann begutachtet Weinetikett

Beim Kauf eines Weins spielen schöne Weinetikett durchaus eine Rolle, ob dieser Wein gekauft wird

Anders ausgedrückt: Das Weinetikett ist das Gesicht, das ein Weingut seiner Kreation gibt, um hinaus in die Welt zu gehen. Dieses Gesicht schaut uns an, wenn wir vor dem Weinregal stehen – und es hat seine Wirkung. Bei der Kaufentscheidung spielt es eine wichtige Rolle, ob uns ein Etikett gefällt oder nicht. Manche Exemplare ziehen die Aufmerksamkeit geradezu auf sich, an anderen bleibt der Blick wegen persönlicher Vorlieben hängen. Die einen folgen einem Schema, das man kennt – wie das klassische Château aus dem Bordeaux – andere setzen auf Überraschungseffekt.

Was ist ein Etikettentrinker?

Neben den persönlichen Gestaltungsvorlieben spielt mitunter auch die Erfahrung eine Rolle, wenn es um ein ansprechendes Etikett. Es existiert eine Art Gesetz der Serie. Wir prägen uns das Etikett eines Weines, der uns gefällt, eher ein. Später reagieren wir auf ähnlich gestaltete Etiketten deutlich positiver. In diesem Sinn sind wir alle Etikettentrinker. Auch wenn der Begriff wenig schmeichelhaft ist. Folgt man nämlich dem französischen Weinexperten Pierre Coste (1927–2009), sind Etikettentrinker Menschen, die nur wenig von Wein verstehen, aber den Kenner raushängen lassen. Ihre Expertise ist vom Blick auf das Etikett gesteuert.

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